SWR2 Wort zum Tag

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06JUL2022
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„Alles, was recht ist“ – das ist auch so eine Redensart, die es in sich hat. Bei Wutausbrüchen kann man sie hören, aber auch sonst im Blick auf Leid und Unrecht in der Welt. Dass alles recht sei und gerecht werde, scheint eine Ursehnsucht zu sein. Schon bei den alten Ägyptern gab es das Leitbild von der Waage, die alles richtet und gewichtet.  Ma`at die Göttin der Gerechtigkeit und Weisheit, wird so dargestellt; noch heute findet man an Gerichtsgebäuden das Bild von der Frau Justitia, die das Instrument des Abwiegens in der Hand hält. Sie steht für Lastenausgleich und Gerechtigkeit. Abwiegen und Abwägen gehören zusammen. Das alte Ägypten war eines der frühen Großreiche, da wurde Gerechtigkeit zur Überlebensfrage, und so ist es bis heute. Soziale Gerechtigkeit und Lastenausgleich, Geschlechtergerechtigkeit und wirklich Beziehung, Generationengerechtigkeit jetzt beim Schuldenproblem – immer ist es ein brisantes Thema, im Großen und im Kleinen. Und mit Recht schreien wir angesichts eines Angriffskrieges oder sonst einer Katastrophe: „das ist aber ungerecht“.

Ja, “alles was recht ist“ ist das Schlüsselthema der Bibel, Gerechtigkeit, nicht Liebe. Das Geheimnis, das da Gott heißt, ist gerecht und schafft Gerechtigkeit. Schier unermüdlich ist da ein guter Schöpfergott am Werk, der Menschen zum Guten und Rechten motiviert. Er ist die Gerechtigkeit in Person. Gerechtigkeit ist der Notenschlüssel zur Musik der ganzen Schöpfung: „der eine lebt vom andern, allein kann keiner sein“. Wir werden einander dann gerecht, wenn wir füreinander da sind. Selbst das Gottesbild vom Richter dient der Überzeugung, dass die Bäume der Bösen nicht in den Himmel wachsen. Die Mächtigen stürzt er vom Thron, die Niedrigen erhöht er. Nicht Angstmache ist dabei das Ziel, nein, da ist ein förmlich unerbittlicher Gerechtigkeitswille am Werk. Er richtet auf, was niedergemacht wird und unterdrückt ist. Deshalb soll den Witwen und Waisen besondere Aufmerksamkeit gelten, den Kindern und Schwachen, und all den Verdammten und Ausgeschlossenen dieser Erde. Deshalb werden die Hungernden und Weinenden von Jesus seliggepriesenen und alle verflucht, die auf Kosten anderer ihr eigenes Schäfchen ins Trockene bringen. Sogar von Feindesliebe ist die Rede als der Musik der Schöpfung. Die gilt es immer neu zu hören, ihr gilt es zu folgen. „Alles, was recht ist“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35716
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