SWR3 Gedanken

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15JUL2022
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Beim Begriff „Ghetto“, denken die Wenigsten an die über 500 Lager, in die Juden im Nationalsozialismus unter unsäglichen Bedingungen eingesperrt wurden, und die als Durchgangsstationen zur Vernichtung dienten.

Umgangssprachlich werden heute verschiedene Stadtteile als Ghettos bezeichnet, in denen Angehörige einer Minderheit leben, insbesondere aufgrund von politischem, sozialem, rechtlichem, ökologischem oder wirtschaftlichem Druck. Ghettos sind oft dafür bekannt, dass sie ärmer sind als andere Stadtteile. Ghettos gibt es überall auf der Welt, mit jeweils eigenen Namen, Klassifizierungen und Gruppierungen von Menschen.

Ursprünglich wurde der Begriff bereits 1516 für das Ghetto in Venedig, Italien, verwendet, um den Teil der Stadt zu beschreiben, in dem Juden leben mussten und somit von anderen Menschen getrennt und ausgegrenzt waren.

Jüdische Ghettos gab es in Europa, weil Juden als Außenseiter angesehen wurden. Infolgedessen wurden sie in vielen europäischen Städten strengen Vorschriften unterworfen. Die Judenbezirke waren durch Mauern abgetrennt, um die Kommunikation mit der Außenwelt einzuschränken. Bei Nacht blieben die Tore geschlossen, tagsüber wurden sie durch Wachen kontrolliert.

Der Begriff Ghetto ist seitdem rassistisch kontaminiert und es ist gewollt oder ungewollt demütigend, wenn man heute die Konzentration in bestimmten Stadtteilen z.B. von Türken als „Türkenghetto“ bezeichnet.

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