Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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27JUN2022
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Meine Freundin Eva ruft an und fragt mich hastig: „Hast du Platz in deiner Kühltruhe?“. Ich sage ihr: „Nur bedingt“, und schon erzählt sie weiter, dass in einem Supermarkt eine Kühltruhe ausgelaufen ist und dass sie mir in einer Stunde ein paar Tiefkühl-Sachen vorbeibringt.

Eva ist nämlich „Lebensmittelretterin“ und macht bei einem Foodsharing-Programm mit. Das heißt, gemeinsam mit anderen Gleichgesinnten sammelt sie Lebensmittel bei Betrieben oder Unternehmen ein, die aussortiert werden oder nicht mehr verkäuflich sind. Sie machen das mit dem Ziel, dass die Sachen nicht weggeworfen werden müssen, wenn sie noch genießbar sind. Und wie der Name Foodsharing, also Essen-Teilen, schon verrät, werden die Lebensmittel dann mit anderen geteilt beziehungsweise an Freunde und Bekannte weitergegeben.

Ihre Gruppe hat sich organisiert und ist inzwischen bei Restaurants, Bäckereien, Supermärkten und anderen Einrichtungen bekannt. Sie dürfen regelmäßig vorbeischauen und einsammeln. Und da kommt ganz schön was zusammen. Mich macht das immer wieder stutzig, was meine Freundin da so alles zusammensammelt und was sonst auf dem Müll landen würde.

Zuhause habe ich es tatsächlich geschafft, dass ich nur noch sehr sehr selten etwas wegwerfen muss. Mal eine gekippte Milch oder ein versteckt gelegener Apfel, der matschig geworden ist. Ich bemühe mich darum, nur so viel dazuhaben, wie ich auch brauche. Und Essensreste stelle ich in den Kühlschrank und esse sie am nächsten Tag auf.

Meiner Freundin nehme ich dennoch gerne etwas ab, auch wenn das bedeutet, dass ich meinen Essensplan für die nächsten Tage umstellen muss.

Für mich haben Lebensmittel einen Wert. Gott hat uns eine reichlich bestückte Erde geschenkt mit dem Auftrag „füllt die Erde … und waltet“ (Gen 1,28). So steht es in der Schöpfungsgeschichte, deshalb gehört es für mich eben auch dazu, dass mit diesem Geschenk sorgsam und nachhaltig umgegangen wird (Gen 2,15). Lebensmittel wegzuwerfen, weil sie übrig sind, kann deshalb keine Option sein. Ein vorbildliches Verhalten gerade für Christen wäre doch, mit den Gaben der Natur so umzugehen, dass nichts unnötig zerstört und weggeworfen werden muss.

Ich unterstütze also meine Freundin gern. Wünsche mir aber auch, dass die Unternehmen und Betriebe es gar nicht so weit kommen lassen müssen. Also, dass ein Bäcker beispielsweise am Ende des Tages nicht einen Haufen Brötchen loswerden muss. Weil die Nachfrage nach etwas Frischgebackenem auch um 17 Uhr noch da ist. Es hilft, wenn ich mich selbst da ein bisschen zurücknehme. Eben auch mal verzichte, wenn es nicht unbedingt nötig ist.

Und wenn das hilft, dass mit der Erde, die uns Gott geschenkt hat, sorgsamer umgegangen wird, mach ich es gerne. Hauptsache sie bleibt uns erhalten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35668
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