Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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27JUN2022
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Eine ganz scharfe Zunge hat er gehabt, der Hamburger Kabarettist und Autor Hans Scheibner. Vor ein paar Wochen ist er mit 85 Jahren gestorben. Neben vielen anderen hat er auch denen eins übergebraten, die wie ich heute Morgen als Kirchenmensch im Radio sprechen. Da bewundert er, wie wir den so genannten "heiligen Bogen" schlagen. Das heißt: wie es der Mensch im Radio schafft, von irgendeinem weltlichen Anlass irgendwie auf die himmlischen Verhält­nisse zu sprechen zu kommen."

Beispiel: Ein Apfelgehäuse auf der Straße. Unscheinbar und missachtet. Und doch: In diesem Gehäuse ist der Kern die Kraft für einen neuen Baum. So ist es auch mit dem Menschen und dem Höchsten dort droben..." Schwupp hat er die Kurve gekriegt! Und Scheibner kennt noch andere Beispiele: Die Glühbirne z.B. – „nur wenn der Vater sie einschaltet, strahlt sie und wandelt das Dunkel in Licht.“

Ich muss zugeben, ich fühle mich ein bisschen ertappt. Und lache trotzdem. Dabei will ich doch nur glaubhaft und ehrlich davon erzählen, wo und wie ich – vielleicht - Gott im Alltag begegnen kann. Der Hl. Ignatius von Loyola hat schon im 16. Jahrhundert seinen Ordensbrüdern diesen Auftrag gegeben: „Sucht und findet Gott in allen Dingen“. Im Sprechen, im Gehen, Sehen, Schmecken, Hören, Denken und überhaupt in allem - so beschreibt er diesen geistlichen Weg der Gottsuche. Ob Hans Scheibner das gewusst hat? Und was daran so wichtig ist? Diese Haltung verlangt nämlich, dass ich die Welt ganz ohne Vorurteile wahrnehme. Sie verlangt, dass ich in der ganzen Schöpfung Gottes, überall, sogar in mir selbst nach Gottes Spuren suche. Wenn wir das alle täten, dann sähe die Welt bestimmt anders aus. Ob ich heute Morgen den Hl. Bogen geschafft habe ohne aus der Kurve zu fliegen, das dürfen Sie jetzt entscheiden. Ich jedenfalls sage Hans Scheibner posthum „Danke“ für die Idee…..

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35664
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