Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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09JUN2022
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Wenn Dinge knapp und teuer werden, dann kann man nichts mehr abgeben? Das klingt logisch. Aber manchmal gilt vielleicht auch das Gegenteil.

Lebensmittel und Benzin, Wohnungsmieten und Versicherungsbeiträge – das alles wird gerade deutlich teurer. Und niemand weiß, wohin das noch führt. Viele machen sich Sorgen: Reicht mein Geld noch? Kommen wir als Familie durch? Was ist später mal, im Alter?

Die normale Reaktion lautet: Sparen! Nicht mehr so großzügig sein. Gegenüber sich selbst und gegenüber anderen. Das ist sicher vernünftig. Auch wir als Familie haben jetzt mal ganz genau geschaut, was wir uns eigentlich noch leisten können in nächster Zeit. Und dabei auch in den Blick genommen, was wir monatlich spenden. Können und sollen wir das noch?

Von Zeiten, in denen es knapp ist und eigentlich nicht reicht, – davon erzählt auch die Bibel immer wieder [vgl. Markus 6,33-44; BasisBibel]. Einmal kommen Tausende Menschen zusammen, um Jesus predigen zu hören – spontan und ohne sich zu versorgen. Die Leute sind von den Worten gefesselt, der Tag wird lang und anstrengend. Und jetzt brauchen sie dringend zu essen. „Schick doch die Leute weg“, bekommt Jesus von seinen Freunden gesagt. „Dann können sie in die umliegenden Höfe und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen.“ Das klingt vernünftig: Wenn alle selbst für sich sorgen, geht die Rechnung doch auf.

Was Jesus darauf antwortet, klingt geradezu frech: „Gebt doch ihr ihnen etwas zu essen.“ Dementsprechend verwirrt reagieren die Freunde. „Sollen wir etwa losgehen und für 200 Silberstücke Brot kaufen“? Das wäre Irrsinn! Doch Jesus scheint es ernst zu meinen – und entgegnet: „Wie viele Brote habt ihr dabei? Geht und seht nach.“

Der rasche Blick in die Proviantbeutel ergibt fünf kümmerliche Brote. Doch genau diese wenigen Brote lässt Jesus an die Menschen austeilen. Alle essen – und werden satt. Es bleiben sogar noch zwölf Körbe voll übrig.

Eine erstaunliche Geschichte – und mir macht sie Mut. Auch wenn ich im Moment weniger habe als früher – ich möchte trotzdem etwas abgeben. Wer weiß, ob es nicht doch genug ist und was daraus wird? Und womöglich bleibt dann ja auch mir noch mehr als genug.

Mit dem Geld kann es so gehen, – aber vielleicht auch mit meiner Zeit für einen Menschen oder mit meiner Kraft für ein Ehrenamt. Was knapp ist und trotzdem geteilt wird, kann immer noch reichen. Vielleicht haben Sie das ja schon mal erlebt.

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