SWR1 3vor8

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06JUN2022
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Weichmacher haben´s nicht leicht zur Zeit. Ihr Image ist ramponiert, weil sie oft da sind, wo man sie eigentlich nicht haben will: im Trinkwasser und auch in unserem Essen.

Aber eigentlich sind sie sehr nützlich und vieles wäre ohne sie nicht möglich: Autoreifen, Gummistiefel und auch die knallig-gelben Quietsche-Entchen für die Badewanne zum Beispiel. Sie werden durch Weichmacher schön dehnbar und biegsam. Da ist es gut, dass mittlerweile auch kräftig an umweltverträglichen Bio-Alternativen geforscht wird.

Ein Kollege hat das Wort Weichmacher neulich in einem interessanten Zusammenhang benutzt. Er hat gesagt: „Der Heilige Geist ist Gottes Weichmacher. Denn da, wo Gottes Geist wirkt, wird Hartes aufgeweicht und Starres biegsam.“

In einem alten Gebet aus dem 13. Jahrhundert, der sogenannten Pfingstsequenz, finde ich das auch. Da heißt es in einer Strophe „Wärme du, was kalt und hart, löse, was in sich erstarrt …“ Ich glaube diese Weichmacher-Eigenschaft des Heiligen Geistes braucht unsere Welt gerade dringend. Und zwar in den Köpfen und in den Herzen der Menschen. Sei es bei Staatschefs, die in ihrer Weltsicht gefangen sind und gewaltsame Kriege führen. Oder bei denen, die nur an ihren eigenen Luxus denken und dabei unseren Planeten ausbeuten. Und auch bei den Menschen in der Kirche, die sich sorgenvoll an der Vergangenheit festklammern. Wenn da Eingefahrenes und Verhärtetes flexibel werden würde: wie viel könnte sich zum Guten verändern.

Auch in mir und in meinem Leben gibt es Hartes und Starres. Zum Beispiel, wenn ich bei einem Kollegen nur noch das sehe, was mich nervt. Dann ist nicht nur mein Bild von ihm wie zementiert, sondern meistens werde ich ihm gegenüber ganz schön hart. Oder wenn ich mir selbst wenig zutraue. Ich mache mir einen mega Kopf, wie ich den Berg an Arbeit schaffen soll und das lässt mich innerlich erstarren. In solchen Momenten tut mir Gottes Versprechen gut, dass er mich mit meinem engen Herzen und meinem eingefahrenen Denken nicht alleine lässt. Dass er seinen göttlichen Beistand, seinen Geist sendet, der mich innerlich weicher und nachgiebiger machen kann.

In einem – meist gesungenen – Vers, der heute vor dem Evangelium in katholischen Gottesdiensten zu hören ist, heißt es: „Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.“

Oh ja – dieser Bitte schließe ich mich gerne an und bete innerlich weiter: Komm, Gottes Weichmacher und wirke in mir. Fülle mein ganzes Herz. Und da, wo es in mir so richtig verhärtet ist, da mach mich durch deine Liebe ein klein wenig durchlässiger und flexibler.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35545
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