Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17JUN2022
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„Beten und Diskutieren. Glauben Sie wirklich, dass das etwas hilft?“ Wenn es dabei um so schreckliche Dinge wie den Krieg in der Ukraine geht, ist diese Frage berechtigt. Trotzdem war auf dem Katholikentag in Stuttgart der Ukraine-Krieg ein Hauptthema. Viele Christen haben um Frieden gebetet. In den Predigten wurde darüber gesprochen, wie sehr das schmerzt, ungezählte Menschen in Angst und auf der Flucht zu sehen. Es gab sogar eine eigene Demonstration für den Frieden in der Ukraine. Ob das etwas hilft? Unmittelbar hat es natürlich keine Auswirkungen. Immer noch wird dort gekämpft, im Südosten des Landes erbitterter denn je. Und Worte haben es schwer gegen Waffen. Aber nutzlos? Nein, nutzlos sind Worte nicht. Kein Wort, das an Gott gerichtet wird, ist vergebens. Kein Zeichen der Solidarität ist nutzlos. Überall, wo Menschen zeigen, dass sie mit anderen leiden und an sie denken, verändert das unsere Welt. Es verändert sie auch dann, wenn wir davon nicht sofort etwas bemerken. Wer gegen die schiere Gewalt der Kriegsmaschinerie etwas bewirken will, braucht Geduld und einen langen Atem. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es dabei auch auf mich ankommt. Dass ich nicht aufhören darf mit meinen kleinen so begrenzten Möglichkeiten.

Eine ukrainische Ordensschwester hat mir das Versprechen abgenommen, dass ich ihre Landsleute nicht vergesse, dass ich täglich für den Frieden dort bete. Sie glaubt trotz allem daran, dass das hilft, ja, dass auch davon das Schicksal ihres Landes abhängt. Von Gewalt und Waffen hat sie nicht gesprochen. Das steht auf einem anderen Blatt. Ihr war wichtig zu wissen, dass sie in mir einen Verbündeten hat, dass wir gemeinsam die Hoffnung nicht aufgeben.

Und Gott? Warum unternimmt Gott nichts, wenn doch so viele Menschen beten und ihn um Hilfe anflehen? Ich glaube, Gott will, dass wir alles gegen den Krieg unternehmen, was in unserer Macht steht, und dass wir das so friedlich wie möglich tun. Ich glaube, Gott will, dass wir nie vergessen, wer wir sind: Menschen. Und dass wir jedem anderen so begegnen: menschlich. Und sei es der ärgste Feind. Und dass wir so in seinem Sinn die Welt verändern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35539
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