SWR3 Gedanken

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02JUN2022
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Alle Hände gehen hoch – und ich denke: Krass jetzt. Wir haben im Religionsunterricht in der vierten Klasse unserer Grundschule über die ersten Brüder in der Bibel gesprochen, über Kain und Abel. Die beiden Brüder bringen Gott jeweils ein Opfer und aus unerfindlichen Gründen zieht Gott das Opfer von Abel vor. Kain kann machen, was er will, das Opfer seines Bruders Abel kommt bei Gott einfach besser an.

Und ich habe gefragt: Kennt ihr das, dass jemand mehr geliebt wird, dass jemand bevorzugt wird? In der Familie, in der Klasse, im Verein? Und alle Hände gehen hoch.

Jeder hat etwas zu erzählen: von Geschwistern, die der Opa bevorzugt oder die die Mama mehr liebhat. Von Klassenkameraden, die die Lehrerin einfach mehr mag als alle anderen, im Sportverein und und und. Was kann man denn da machen?, frage ich die Viertklässler.

Nichts, ist die einhellige Meinung. So ist es eben. So ist das Leben, manche werden einfach bevorzugt, manche mehr geliebt, da kann man machen, was man will. Ok, denke ich. Und ich frage: Was wäre denn, wenn wir darüber sprechen? Mit dem Geschwisterkind reden und dem Klassenkameraden.

Denn ja, ich glaube auch, dass es im Leben so ist, man konkurriert manchmal mit jemandem, der uns nahesteht. Man konkurriert, weil man Angst hat, zu kurz zu kommen, Angst hat, nicht zu kriegen, was man zum Leben braucht: Aufmerksamkeit, Liebe, Zuwendung.

Gut ist es dann, einen Schritt zurückzutreten, sich zu fragen: was passiert da jetzt gerade? Was nimmt der andere mir da eigentlich weg? Und dann ganz offen über Rivalitäten sprechen. So können aus Rivalen Verbündete werden. Ich bin überzeugt: das hätte den Brüdern Kain und Abel geholfen.

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