SWR2 Wort zum Tag

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24MAI2022
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Morgen beginnt in Stuttgart der 102. Katholikentag. „Leben teilen“ heißt dieses Mal das Motto und es wird in vielen Foren und Diskussionen darum gehen, was Christinnen und Christen zu gesellschaftlichen Themen zu sagen haben. Gleichzeitig wird es in Stuttgart auch um innerkirchliche Themen gehen. Nachdem die Kirche in den Abgrund sexualisierter Gewalt an Kindern geblickt hat, stieß die katholische Bischofskonferenz einen Reformprozess an, bei dem es um Themen geht, die wir seit Jahrzehnten diskutieren: Sollen Priester weiter zu sexueller Enthaltsamkeit gezwungen sein oder sollen sie sich aussuchen können, ob sie zölibatär leben wollen oder nicht? Muss die Kirche nicht Frauen zur Weihe zulassen, weil es eine grundsätzliche Verletzung ihrer Menschenrechte ist, ihnen dies zu verweigern? Wie kann der Zugang zu Macht und Einfluss in der Kirche so geregelt werden, dass er allen offensteht und nicht nur einer kleinen Gruppe von Männern? Wie kann die Lehre der Kirche zu Sexualität so reformiert werden, dass der Respekt vor den Menschen im Vordergrund steht, statt starre Regularien, die den Menschen misstrauen?

Natürlich kann man sagen, dass diese Themen nur diejenigen interessieren, die schon zur Kirche gehören und somit für den Rest der Gesellschaft nicht relevant sind.

Ich meine aber, dass die christliche Botschaft und das Leben mit dem christlichen Glauben für uns Menschen viel Wertvolles bereithält, uns sehr viel geben kann, damit Leben gelingt – und zwar jenes „Leben in Fülle“, von dem Jesus im Johannesevangelium spricht. Wenn aber Menschen heute gar nicht mehr zu dieser Botschaft vordringen, weil die Kirche ihnen den Weg dazu verstellt, dann dient sie nicht der Verbreitung des Evangeliums, was eigentlich ihre wichtigste Aufgabe ist. Diese Hindernisse zur Seite zu räumen ist also ein Dienst am Menschen und ums Dienen geht es in der erwähnten Botschaft ganz zentral und überall. Deshalb sind die Reformthemen, die wir ab morgen beim Katholikentag diskutieren werden, kein kirchliches Kreisen um sich selbst, sondern eine Suche, wie Glaube für die Menschen von heute fruchtbar gemacht werden kann. Ich freue mich auf diese Diskussionen und die Suche, wie unsere Kirche immer mehr eine dienende Kirche werden kann für die Menschen von heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35467
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