SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

28MAI2022
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Ein Abendessen mit Bekannten – wir sind zu fünft, haben uns lange nicht mehr gesehen und ich freue mich, sie mal wieder zu treffen. Bei leckerem Essen und einem Glas Wein gute Gespräche zu führen.

Wir alle hätten eigentlich viel zu erzählen, aber dann reden den ganzen Abend über nur drei Personen. Sie reden und reden, laut und ohne Unterbrechung über ein Thema, das nur sie betrifft, und merken gar nicht, dass wir anderen zwei – eine Freundin und ich – gar nicht zu Wort kommen. Immer wieder versucht eine von uns, etwas einzubringen. Aber immer fällt uns jemand ins Wort oder wir kommen erst gar nicht durch. Wir sitzen an unterschiedlichen Enden des Tisches und können nur hilflose Blicke austauschen. Die anderen diskutieren engagiert und wir – hören zu. Irgendwann nehme ich meinen Stuhl und ziehe zu meiner Freundin am anderen Ende des Tisches um, damit wenigstens wir miteinander sprechen können.

Dieser Abend hat mich noch länger beschäftigt. Auch unter Freunden, das ist mir klar geworden, gelingt Kommunikation nicht automatisch. Damit es klappt, müssen alle aufmerksam sein. Sich selbst auch einmal zurücknehmen und anderen so die Möglichkeit geben, zu Wort zu kommen.

Noch einmal werde ich so eine Situation nicht stillschweigend hinnehmen. Nächstes Mal werde ich klar machen, dass ich auch etwas zu sagen habe und gehört werden will. Ich will aber auch bei mir selbst darauf achten, wieviel Raum ich in einem Gespräch einnehme. Und ob ich andere vielleicht unbewusst ausschließe. Denn das ist mir wichtig: Dass wir alle uns auf Augenhöhe begegnen und jeder gehört wird.

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