SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

19MAI2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

15677 – diese Zahl habe ich vor ein paar Tagen gelesen. So viele Menschen sind in Baden-Württemberg an oder mit dem Corona-Virus gestorben. Weltweit sind es Millionen. Und wahrscheinlich kann im Moment niemand sagen, wie viele Menschen gerade sterben durch Krieg und Zerstörung – nicht nur in der Ukraine.

Dabei denke ich oft: Für mich sind das nur Zahlen. Aber für viele andere haben diese Zahlen eine Geschichte. Sie haben einen Namen und ein Gesicht, das mit einem Schicksal verbunden ist.

Das sind nicht nur Zahlen. Das alles waren Menschen, die vielleicht Kinder haben. Die vielleicht eine Familie haben oder selber das Kind von einer Mutter oder einem Vater sind. Das vergesse ich viel zu schnell, wenn ich die Nachrichten höre. Vielleicht sind wir es mittlerweile schon zu sehr gewohnt. Diese Zahlen.

„Jetzt aber spricht der Herr, […]: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich befreit. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“  Das ist ein Segensspruch, den ich immer bei Taufen zu den Kindern sage. Weil ich das so wichtig finde. Gott kennt mich ganz genau. Er weiß, wie ich bin und vor allem kennt er meinen Namen. Und vergisst ihn auch nicht. Denn für Gott ist kein Mensch nur eine Zahl. Er kennt nicht nur jeden Menschen ganz genau. Nein, er kennt sogar die Namen von uns allen.

An diesen Spruch muss ich deshalb gerade immer wieder denken, wenn ich in den Nachrichten so eine neue Zahl höre. Gott sei Dank kennt Gott jede und jeden einzelnen, die mit der Zahl beschrieben worden sind. Mich beruhigt das irgendwie. Der Tod eines Menschen ist immer traurig. Und im Krieg noch dazu so sinnlos und ungerecht. Aber genau deshalb, bin ich froh, dass die Menschen wenigstens bei Gott gut aufgehoben sind. Weil er sie kennt und niemals vergisst – auch, wenn sie sterben nicht.

Ihr Leben endet dann nicht einfach im Nichts. Es ist bei Gott einfach gut aufgehoben. Das finde ich so wichtig. Auch für die Menschen, für die so eine Zahl sehr konkret war. Weil es für sie dann sowas wie eine Verbindung zu dem Menschen gibt, den sie verloren haben. Über Gott.

Denn für Gott sind wir wichtig. Und vor allem viel viel mehr als nur eine Zahl. Und sei sie noch so groß.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35420
weiterlesen...