SWR2 Wort zum Tag

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12MAI2022
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Da sitze ich also und habe eine Zitrone in der Hand.
Ich bin auf einer Fortbildung. Der Referent drückt uns eine Zitrone in die Hand mit der Aufgabe: du hast eine halbe Stunde Zeit, daraus was zu machen. Los geht’s. Ich muss erstmal überlegen. Dann gebe ich die Frage weiter und starte via Handy eine Blitzumfrage in meinem Bekanntenkreis. Was kannst Du mit einer Zitrone alles machen?
Ich bin ganz überrascht, es kommen schnell viele Antworten zurück. Und die wildesten Vorschläge. Von Körperpeeling über Gin Tonic bis zu Zuckerguss und duftender Deko. Ich hab viel Spaß an der Sache und erzähle in der Runde von meiner Umfrage und den Ergebnissen.
Der Referent hat die nächste Aufgabe parat: „Jetzt hast Du ja eine Menge Ideen aus dem Bekanntenkreis. Sagt das auch was über Dich aus? Vervollständige doch mal den Satz: Wenn das Leben Dir eine Zitrone gibt, dann…?“
Ja, es sagt tatsächlich was über mich aus. Wenn das Leben mir eine Zitrone gibt, dann mache ich es nicht allein. Ich schaffe es auch gar nicht allein. Wenn ich es schwer habe im Leben oder nicht weiterkomme, suche ich mir Personen, mit denen ich sprechen kann. Leute, die da sind, und die mit mir überlegen, wie es weitergehen kann. Ich kann das nicht mit mir allein ausmachen. Ich brauche andere. Das zieht sich durch mein Leben: Sowohl in schönen als auch in schwierigen Situationen habe ich gerne Menschen an meiner Seite.

Zurück zur Fortbildung: Ich bin total begeistert von der Zitronen-Aufgabe und es ist klasse, was bei uns allen in der halben Stunde passiert ist. Eine hat tatsächlich Gin und Tonic besorgt, einer ein Gesicht in die Zitrone geschnitzt. Wieder andere haben viel nachgedacht und die Zitrone gelassen, wie sie ist. Und ja, die Ergebnisse haben zu jeder Person gepasst. Irgendwie witzig, wie man sich mit einer Zitrone auf die Spur kommt.
Bei mir war es die Spur, dass ich mich eigentlich nie allein fühle. Selbst wenn mir doch mal alle Lieben um mich herum nicht weiterhelfen können, fühle ich mich an Gott gebunden und kann ihm alles hinwerfen. Danach sieht es schon wieder anders in mir aus. Das gefällt mir so an meinem Glauben, dass ich Gott immer bei mir habe. Diese Verbindung steht. Es bleibt für mich dabei: wenn das Leben mir Saures gibt, mach ich es nicht allein. Menschen und Gott sind da.

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