Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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06MAI2022
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Mit einer Freundin sitze ich vor einigen Wochen im Bistro. Auf der Karte stehen „Jahrgangs-Sardinen“. Wir schauen uns ratlos an. Daraufhin erzählt uns die Besitzerin von der offensichtlich von mir völlig unterschätzten Welt des konservierten Fisches in der Dose. Wir erfahren: diese Sardinen werden auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung und meist von kleineren Familienbetrieben gefangen. Danach werden sie schließlich mit bestem Olivenöl konserviert.

Ich bin erstaunt. Das Thema Fisch ist für mich heikel. Die Meere werden überfischt, dann wird das ganze um die Welt transportiert und auch die Zuchtbedingungen ist als Thema immer mit an Bord, wenn es um Fisch geht. An einem Satz der Bistro-Besitzerin bleibe ich besonders hängen – sie sagt: „Nachhaltigkeit bedeutet auch weniger zu essen, dafür aber hochwertige und gute Lebensmittel.“

Das klingt beim ersten Hören nach einer teuren Diät. Tatsächlich ist das Thema „Nachhaltigkeit“ in Bezug auf unser gesamtes Essen unwahrscheinlich komplex und vielfältig. Aber eben auch wichtig.

Denn ich will nicht, dass auf meine Kosten Küken geschreddert werden. Ich will auch keine riesigen Monokulturflächen, die für Wildbienen eine unüberwindbare Steppe sind. Ich möchte keine Hochleistungskühe, die mit einem vollen Euter gar nicht mehr laufen können.

Es gibt endlos viele Punkte wie diese. Aber wenn ich all das nicht will, muss ich mein Verhalten ändern. Wenn ich nur rummaule, ändere ich nichts. Und eine mögliche Konsequenz ist eben für mich:

Ich esse weniger. Dafür aber ausgewählt und mit sehr guter Qualität. Klar – das wird mir jetzt nicht sofort und durchschlagend gelingen. Und es passt auch nicht für jede Person, jede Familiensituation oder für jedes Portemonnaie. Zunächst muss ich ja mal genau hinschauen: Was esse ich überhaupt?

Ich arbeite mich also voran. Und das ist mir auch von meinem Glauben her wichtig: Schließlich bin ich verantwortlich gegenüber allen Lebewesen in der Welt – christlich gesprochen in der Schöpfung – von der und in der ich ein kleiner Teil bin.

Und Nachhaltigkeit kann ja auch richtig Spaß machen. Zum Beispiel dann, wenn ich meine Jahrgangs-Sardine ganz bewusst genieße: Ich öffne den Deckel, sehe diese Schönheiten vor mir und freue mich über ihren wunderbaren Geschmack.

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