SWR3 Gedanken

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07MAI2022
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Fast 40 Jahre hat sie nicht über das gesprochen, was ihr passiert ist. Das hat eine Überlebende des Holocaust erzählt. Schüler durften ihr Fragen stellen und haben gefragt, wie sie es geschafft hat, mit dem Erlebten klar zu kommen. Sie hat gesagt, dass die Realität zu schlimm war. Sie konnte darüber nicht reden. Sie musste verdrängen, wie viele Tote sie sehen musste, dass ihre Mutter in ihren Armen starb und was die Nazis mit Juden gemacht haben.

Aber irgendwann war es möglich und sie konnte darüber sprechen und seitdem erzählt sie ihre Geschichte. Sie geht in Schulen und zu verschiedenen Veranstaltungen und erzählt und erzählt und erzählt. Damit das nicht wieder passiert, was im Nationalsozialismus passiert ist. Sie erzählt nicht, um andere anzuklagen, sondern um aufzuklären. Sie will, dass Schülerinnen und Schüler merken, dass sie eine Verantwortung haben. Nicht, weil sie Deutsche sind. Sondern, weil sie Menschen sind und Menschen füreinander einstehen sollten.

Auf dem Heimweg denke ich: Wie gut, dass die Frau Ihre Stimme wiedergefunden hat und erzählt. Denn diese Botschaft nehmen wir mit: Füreinander einstehen - Mensch für Mensch. Unabhängig von Religion, Hautfarbe oder anderen Merkmalen, die eine Unterscheidung sein könnten. Damit niemand mehr erleben muss, was die Frau erlebt hat.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35333
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