Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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30APR2022
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Ich liebe Jazz-Musik. Und deshalb freue ich mich, dass es einen Internationalen Tag des Jazz gibt, nämlich heute, am 30. April. Genau vor zehn Jahren, hat die UNESCO, die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, den Tag des Jazz ins Leben gerufen.

Da war der Jazz schon über 100 Jahre alt. Die Musikrichtung ist um etwa 1900 in den Südstaaten in den USA entstanden. Wie den Gospel und den Blues hat die Welt auch den Jazz afroamerikanischen Musikerinnen und Musikern zu verdanken.

Mir gefällt am Jazz, dass er oft neu und überraschend klingt. Und ich mag die Kombination aus schönen, eingängigen Melodien und freier, virtuoser Improvisation. Wenn dann auch noch eine Gitarre mitspielt, geht für mich die Sonne auf. Oder besser gesagt: der Himmel. Ich glaube tatsächlich, dass Musik tiefe Freude in einem Menschen auslösen kann und damit ein kleines Stück Himmel, ein kleines Stück vom Reich Gottes auf die Erde bringt.– So habe ich das neulich erlebt. Da habe ich eine Schallplatte von dem deutschen Jazzmusiker Hanno Busch bekommen. Und gleich das erste Lied war wie ein Sonnenstrahl oder ein offenes Fenster, durch das frische Luft hereinweht.

Auch für den amerikanischen Pfarrer und Bürgerrechtler Martin Luther King war der Jazz eine Gabe Gottes. Er hat betont, dass Jazz auch eine gesellschaftliche und politische Bedeutung hat. Bei seiner Rede zur Eröffnung des Berliner Jazzfestivals 1964 hat Martin Luther King gesagt: Der Jazz verwandelt die bedrückenden Erfahrungen, die Menschen in ihrem Leben machen, in Musik. Und gleichzeitig bekommen die, die diese Musik hören, neue Hoffnung. Jazz schenkt ein „Gefühl des Triumphs“, hat Martin Luther King gesagt. Er war sich sicher: Der Jazz hat mitgeholfen beim Kampf der Afroamerikaner für Freiheit Gleichberechtigung. Die Musik hat den Farbigen immer wieder Kraft und neuen Mut gegeben.

Musik schenkt unterdrückten Menschen Mut und Kraft. Nicht nur die Jazz-Musik. Und nicht nur damals in den USA. Auch jetzt gerade in der Ukraine. Vor einige Tagen haben die Nachrichten von einer Geigerin aus einem Symphonieorchester berichtet. Sie hat angefangen, für die Menschen in den Luftschutzbunkern zu spielen. Viele andere Musikerinnen und Musiker sind ihrem Beispiel gefolgt. Ich glaube, sie geben den Menschen mit ihrer Musik viel mehr als Unterhaltung und Ablenkung. Sie geben ihnen Trost und Hoffnung.

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