Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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28APR2022
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„Ich habe einen Frieden in mir, der nicht wackelt“. Das hat eine gute Bekannte einmal gesagt. „Ich habe einen Frieden in mir, der nicht wackelt“. Dieser Satz hat mir gefallen. Ich sehe ihn förmlich vor mir stehen diesen nicht-wackeligen Frieden: stabil und fest. Ein Friede, den nichts so leicht umwerfen kann.

Ich stelle mir vor: Wer so einen Frieden hat, der ruht in sich. Mit einem Frieden, der nicht wackelt, ist man mit sich im Reinen. Man ist zufrieden. Nicht, weil alles im Leben gut war oder richtig gelaufen ist, sondern weil man auch mit dem, was nicht gut war oder versäumt wurde, versöhnt ist und seinen Frieden gefunden hat. Mit so einem Frieden kann man dann auch zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Und so ein innerer Friede hilft einem auch. Gerade jetzt, in dieser Zeit, in der der äußere Friede in Europa ganz brüchig geworden ist. Wenn alles um einen herum unsicher wird, kann einem so ein innerer Friede Halt und Hoffnung geben.

Ganz unsicher waren auch die Jünger von Jesus, erzählt das Johannesevangelium. Drei Jahre lang sind sie mit Jesus durch das Land gezogen. Sie waren so von Jesus fasziniert, dass sie ihre Berufe und Familien verlassen haben und ihm nachgefolgt sind. Jesus war für sie Lehrer, Vorbild und Freund in einer Person. Dann kündigt Jesus an, dass er weggehen wird – zu Gott, seinem himmlischen Vater. Die Jünger bleiben ohne ihn zurück. Aber bevor er geht, sagt Jesus: „Zum Abschied schenke ich euch Frieden: Ich gebe euch meinen Frieden. Ich gebe euch keinen Frieden, wie ihn diese Welt gibt. Lasst euch im Herzen keine Angst machen und fürchtet euch nicht.“ (Johannes 14,27, Basis Bibel).

Ich merke: Innerer Friede ist ein Geschenk Gottes. Ein Geschenk, das man sich nicht selbst geben kann. Ein Geschenk, mit dem Gott einem hilft in dieser Welt zu leben, weil sein Friede gegen die Angst hilft und das Herz in schwierigen Situationen ruhig macht.

Auch meine Bekannte war sich sicher: Der Frieden, der nicht wackelt, der kam nicht aus ihr selber, den hat sie von Gott geschenkt bekommen. Und er hat ihr tatsächlich die Angst genommen und ihr Herz ruhig gemacht. Ihr Friede hat auch dann nicht gewackelt, als sie plötzlich schwer und unheilbar krank wurde und nur noch wenige Wochen zu leben hatte. Ich habe noch nie mit einem Menschen gesprochen, der so ruhig und so gefasst seinem Sterben entgegengesehen hat. Das hat mich tief beeindruckt.

Das wünsche ich mir für mich selbst, und ich wünsche es Ihnen allen. „Einen inneren Frieden, der nicht wackelt“.

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