Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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28APR2022
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„Sie haben es gut; Sie haben ja Ihren Glauben.“ Das höre ich oft. Es gibt viele Menschen, die würden gerne glauben, aber können es einfach nicht. Kann man Glauben lernen?

Ich glaube, schon. Es beginnt damit, dass man sich für den Glauben interessiert. So wie bei anderen Dingen auch: Wenn ich beispielsweise keine Ahnung vom Gärtnern habe und wüsste gerne mehr darüber, fällt das Wissen ja auch nicht einfach so vom Himmel. Ich muss mich aufrappeln und mich schlau machen: Übers Gärtnern lesen; oder Leute befrage, die was davon verstehen. Oder ganz konkreten Frage nachgehen: Was ist auf meinem Stückchen Land oder auf meinem Balkon - oder meiner Fensterbank - eigentlich möglich? 

Bei manchen scheinen die Möglichkeiten begrenzt, aber ich habe da schon die blühendsten Überraschungen erlebt...
Und die wichtigste Frage ist: Wonach sehne ich mich? Sehne ich mich nach Blumen, dann werden mir irgendwann Blumen gedeihen. Sehne ich mich nach Tomaten, dann werden sie mir auch irgendwann leuchtend rot entgegenscheinen.    

Und wenn ich mich nach Glauben sehne, dann ist der erste Keim bereits gesetzt. Dieses stille Sehnen, dass es fast schmerzlich in einem zieht – gibt es ein innigeres Gebet? Ein deutlicheres Seufzen nach Gott?

Ich bin sicher: Gott hört das; es braucht gar keine Worte. Und wenn wir es sehr still machen in uns, und hinhören, dann vernehmen wir vielleicht auch etwas. Aber da braucht es Geduld. Hingabe. Und Übung.

Eine Frau hat mir erzählt, dass sie sich angewöhnt hat, jeden Tag einen Abschnitt in der Bibel zu lesen. Anfangs ist ihr Gott dabei immer rätselhafter vorgekommen, und fremder. Aber dann ist sie plötzlich auf einen Satz gestoßen, der hat sie mitten ins Herz getroffen: „Lass dir an meiner Gnade genügen.“

Da ist ihr miteinemmal aufgegangen: Ich muss mich gar nicht so furchtbar anstrengen. Ich muss gar nichts leisten. Ich brauch mich einfach nur öffnen. Und annehmen, was kommt.

„Lass dir an meiner Gnade genügen.“ Manchmal scheinen die Möglichkeiten sehr begrenzt. Aber man kann die blühendsten Überraschungen erleben...

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