SWR3 Gedanken

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17APR2022
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Mein Ostererlebnis dieses Jahr fiel auf einen Montag: Ich bin mit dem Rad zur Arbeit gefahren. Den Radweg am Fluss entlang. An einer der Brücken ist gerade eine große Baustelle. Der Lärm verschlingt alles. Mit dröhnenden Ohren fahre ich also darauf zu. Ich weiß: Die schlimmste Stelle ist direkt unter der Brücke.

Aber plötzlich mischt sich ein fremder Ton in den Lärm. Ich suche mit den Augen nach der Ursache. Da! Auf der anderen Seite des Flusses steht ein Mann mit einem Instrument. Er hat einen komischen Hut auf und ist überhaupt seltsam gekleidet. Aber vor allem macht er Töne. Langsame Töne, eine Melodie.

Ich bin zu schnell unterwegs, um zu sehen, ob das wirklich der Klang eines Saxophons ist. Es ist egal; das Wunder geschieht: Der Klang findet den Weg in meine Ohren und verdrängt den Lärm.

Ich fahre unter der Brücke durch, und die Baugeräusche können mir nichts mehr anhaben. Die Klänge begleiten mich noch, als ich den Saxophonspieler längst nicht mehr hören kann. Ich bin geborgen in dieser eigenartigen Melodie.

Ich habe erlebt: mitten im Lärm der Welt gibt es noch eine andere Dimension. Die mich erreichen kann und schützt und begleitet. Sie ist da. Auch wenn ich sie nicht sehen kann. Mein Ostererlebnis dieses Jahr fiel auf einen Montag.

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