SWR2 Wort zum Tag

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19APR2022
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Was bleibt von Ostern? Die Feiertage sind vorbei, der Alltag geht heute bei Vielen wieder los. In ein paar Wochen ist Ostern Vergangenheit. Was bleibt da noch? Eigentlich ist das klar: Jesus bleibt. Er lebt, er ist auferstanden. Er ist bei uns, auch über die Feiertage hinweg. Das ist die Osterbotschaft. Nur – wo ist Jesus eigentlich?

In der Bibel wir berichtet, dass Jesu Grab drei Tage nach seinem Tod leer aufgefunden wurde. Sein Leichnam blieb verschwunden. Nach ein paar Tagen ist er wieder aufgetaucht und alles schien wie früher: Seine Freunde haben mit ihm gesprochen und gegessen. Aber trotzdem war vieles anders. Jesus hat sich verändert.

Seine Freunde haben ihn auch nicht sofort erkannt, sondern erst an bestimmten Handlungen. Sein Auftreten und Aussehen war offensichtlich doch irgendwie anders als zu seinen „Lebzeiten“.

Dass jemand von den Toten aufersteht, quasi in seinen Körper zurückkehrt und selbstständig aus seinem Grab herausgeht, das fand ich schon immer eine schwierige Vorstellung, selbst bei Jesus, der Gottes Sohn genannt wird. Kann das wirklich so passiert sein? Viele können das glauben, andere nicht. Aber vielleicht ist das auch gar nicht die entscheidende Frage.

Mir hat für das Verständnis der Auferstehung die Interpretation des Theologen Rudolf Bultmann geholfen. Er war weniger an der Frage interessiert, ob die Auferstehungserzählungen historisch nachweisbare Fakten wiedergeben. Bultmann hat die Auferstehung so interpretiert, dass Jesus in seinen überlieferten Worten und Taten, in den Erzählungen über ihn und in der Verkündigung gegenwärtig ist. Jesus lebt in seiner Botschaft, könnte man kurz zusammenfassen. Er ist da, obwohl er nicht als Mensch auf dieser Welt geblieben ist. Das war für Bultmann das Entscheidende.

Von Ostern bleibt also all das, wofür Jesus steht: Die Hoffnung, die er den Menschen gegeben hat. Die Hoffnung auf ein gutes friedliches, sinnerfülltes Leben. Es bleibt Jesu Botschaft einer gerechten Gesellschaft, in der die, die es wirklich brauchen, bevorzugt werden. Und es bleibt auch der Glaube, dass es nach dem Tod weitergeht. Denn auch davon hat Jesus erzählt. Dass der Tod nicht das Ende ist; es geht weiter, aber anders.

Auch ich glaube, wenn wir über Jesus sprechen und die Wirkung seiner Botschaft erleben, dann wird er lebendig. Dann lebt er bei uns. Nicht nur an den Osterfeiertagen, sondern ein Leben lang.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35240
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