SWR1 3vor8

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18APR2022
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Am frühen Ostermorgen kommt Maria von Magdala auf den Friedhof, auf dem Jesus begraben liegt. In einem Felsengrab - so erzählt es die Bibel im Johannes-Evangelium. In der Geschichte ist sie die erste, die davon erfährt, dass Ostern ist, und dass Jesus von den Toten auferstanden ist.

Das ist ja eigentlich nicht zu glauben. Ein unfassbares Wunder, bei dem es spektakulär zugehen müsste, mit Blitz, Donner oder irgendetwas in der Art. Aber so ist es nicht. Wie also wird es Ostern, für Maria? Was macht den Moment aus, an dem sie spürt, dass der Tod in seiner Sinnlosigkeit besiegt ist?

Maria ist an diesem Morgen am Tiefpunkt. Jesus, der Mann, bei dem sie sich geborgen gefühlt hatte, der sie gesehen hatte - und was sie als Mensch ausmacht - der war gestorben. Ja, er war ermordet worden, völlig sinnlos. Geblieben ist ihr nichts - außer ihrer Trauer.

Aber sogar die wird ihr jetzt, an diesem Morgen auf dem Friedhof genommen. Denn sie findet das Felsengrab geöffnet und leer. Nicht einmal ein Grab, an dem sie sich ihrem Freund und Herren noch ein wenig verbunden fühlen kann, ist ihr geblieben. Ihr bleibt nicht einmal ein Ort für ihre Tränen.

Da begegnet ihr ein Mann - aber er kann ihr nicht helfen. Seine Worte erreichen sie nicht. Ein weiterer Mann spricht sie an - anscheinend der Gärtner des Friedhofs. In der biblischen Erzählung ist dieser Mann Jesus selbst. Aber - Maria erkennt ihn nicht. Sie will von dem vermeintlichen Gärtner nur wissen, wo sie den Leichnam ihres Freundes finden kann. Und obwohl genau der vor ihr steht, ist von Ostern nichts zu spüren. Ob Jesus nun begraben oder schon auferstanden ist - für Maria ist er gestorben.

Doch dann kommt der Moment, an dem es Ostern wird. Ganz ohne Spektakel, Blitz, Donner oder Special Effects. Es ist der Moment, an dem Jesus seine Jüngerin mit ihrem Namen anspricht: Maria.

Maria hört ihren Namen. Spürt, dass da einer ist, der sie meint, der sie kennt: sie, Maria, mit allem, was sie ausmacht. Mit einem Mal ist sie nicht mehr allein. Denn Jesus kennt sie und sie weiß: Bei Gott habe ich einen Platz.

Den eigenen Namen hören, eine Heimat haben, die nichts zerstören kann. Das ist Ostern, meine ich. Denn in dem Moment, an dem Gott selbst meinen Namen ausspricht weiß ich: Ich bin niemals allein.

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