Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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19APR2022
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In Deutschland sind viele Brücken marode. Viel mehr als gedacht. In einem Bericht der Autobahngesellschaft heißt es: Jedes Jahr müssten statt der geplanten 200 mindestens 400 instandgesetzt werden, um auf Zukunft keine größeren Probleme im Verkehr zu produzieren. Ob das gelingt, neben den großen Aufgaben, die die Pandemie und die Klimakrise und der Krieg in der Ukraine mit sich bringen?

Brücken sind wichtige Bauwerke. Sie machen es möglich, dort hinzukommen, wo natürliche Grenzen es verhindern: über Flüsse und Täler, oder wenn andere Verkehrsweg das erforderlich machen. Brücken sind ein Symbol dafür, dass es wichtig ist, Verbindungen herzustellen. Das ist für unser Zusammenleben unverzichtbar. Brücken sind strategisch entscheidend, damit Menschen zueinanderkommen, und damit garantiert ist, dass wir das bekommen, was wir zum Überleben brauchen: Treibstoff, Nahrung, Wasser, Medikamente. Deshalb sind Brücken im Falle eines Krieges oft heftig umkämpft gewesen.

Dass es auch im zwischenmenschlichen Bereich wichtig ist, Brücken zu schlagen, hat das Christentum schon immer gewusst. Und hat deshalb die Menschen, die für die Seelsorge verantwortlich sind, als Pontifex bezeichnet. Das ist Lateinisch und bedeutet übersetzt so viel wie: der eine Brücke baut. Der Papst als Pontifex maximus, wie einer seiner Ehrentitel lautet, ist sozusagen der oberste Brückenbauer. Er hat die letzte Verantwortung dafür, dass dort Verbindungen hergestellt werden, wo sie unbedingt nötig sind. Wie derzeit im Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt. Papst Franziskus versucht Kontakte herzustellen, zu vermitteln, damit die schwachen Verbindungen nicht vollends abreißen. Viel zu lang hat man zu wenig dafür getan, dass Gespräche stattfinden, um sich zu verständigen und zu verstehen, und um kontinuierlich Vertrauen aufzubauen. Viel zu lange hat man an den Brücken gespart. Eben nicht nur an den Brücken über die Autos und Züge fahren. Sondern an denen, die wir brauchen, damit wir einander erreichen und begegnen. Brücken zwischen Alt und Jung, zwischen Ärmeren und Reicheren, zwischen den unterschiedlichen Standpunkten, die Menschen einnehmen. Es ist wichtig, dass wir das für die Zukunft im Blick behalten und besser machen. Und Christen sollten dabei an vorderster Front mitmischen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35218
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