SWR2 Wort zum Tag

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16APR2022
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„Warum will der Pfarrer das verbieten?“ – Frau M. am Telefon klang verletzt und wütend. Beim Abschiedsgottesdienst für die verstorbene Mutter wollte die Familie den Sarg in der Kirche aufgestellt haben. „Kirche und Messe war für sie unheimlich wichtig in ihrem Leben – da soll sie auch bei ihrem letzten Gottesdienst noch mal dabei sein.“

Ich konnte ihr nur zustimmen – besonders gern sogar, weil Frau M. es mit der Kirche nicht so hat. Aber diesen Dienst wollte sie der Mutter noch tun – und jetzt verweigerte sich die Kirche. Und der Pfarrer berief sich auch noch auf den Bischof; der hätte es verboten. Das war natürlich Quatsch – umso schlimmerer Quatsch, als Frau M. und ihre Familie ja besonders verletzlich waren, so kurz nach dem Tod der Mutter. Mit all den Dingen am Hals, die dann in kurzer Zeit getan sein wollen.

Ich habe ihr damals trotzdem nicht helfen können – leider. Und so war die Mutter wenigstens körperlich abwesend bei ihrer eigenen Totenmesse. Wie schade.

Inzwischen gibt es im Bistum Trier eine offizielle Regelung: da wird sogar vorgeschlagen, dass der Sarg in der Kirche aufgestellt wird – mit genau den gleichen Gründen, die Frau M. und ihre Familie sich für die Mutter überlegt hatten: zu zeigen, dass auch die Verstorbenen mitten unter uns sind, wenn die christliche Gemeinde Gottesdienst feiert. Der Tod ist Teil des Lebens; Christenmenschen wissen das und stehen dazu, statt den Tod und die Toten zu verdrängen aus ihrem Leben und aus ihrem Bewusstsein.

Der Karsamstag heute, die Grabesruhe zwischen dem Tod des Jesus von Nazaret am Kreuz und den ersten Begegnungen des lebendigen Jesus Christus mit seinen Freundinnen und Freunden… der Karsamstag heute ist irgendwie sowas wie der Gedenktag oder auch der Feiertag des Todes mitten im Leben.

Die Toten und den Tod aus dem Leben der Lebenden zu verdrängen: daran scheitern auch Konsum und Hektik, obwohl die heute, am und trotz Karsamstag, wieder ausbrechen. Zwei Feiertage zu versorgen…, Osterputz vielleicht auch noch so was eben.

Aber damit die Menschen wissen, was wir an Ostern feiern – nämlich dass es Leben gibt, Leben vor und nach dem Tod, dafür muss auch der Tod sein dürfen – mitten unter den Lebenden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35207
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