SWR2 Wort zum Tag

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14APR2022
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Am Gründonnerstag, heute also, feiert die Christenheit, dass Jesus ihr sein wichtigstes Sakrament gestiftet hat: Das Abendmahl, die Eucharistie, also jedenfalls, dass sie sicher sein dürfen: Jesus Christus ist bei uns – in Brot und Wein; zum Essen und zum Trinken, zum Einverleiben, sozusagen. Als unser tägliches Brot…

Statt diese Geschichte aus dem Evangelium in den Mittelpunkt zu stellen, hören sie im katholischen Gottesdienst die andere große Geschichte aus dem gleichen Saal. Ich fand es immer schon ein bisschen schwierig: Erzählt wird, wie Jesus und seine Freundinnen und Freunde damals zu Tisch liegen: Da steht Jesus auf, legt sein Oberkleid ab, bindet sich eine Kordel um die Hüften und fängt an, seinen Leuten die Füße zu waschen und abzutrocknen.

Ob die Hausdiener das vergessen hatten? War doch eigentlich üblich, dass man den Gästen gleich an der Tür das Wasser reicht, damit sie den Straßendreck abspülen. Könnte ja sein – vergessen. Aber dass jetzt der Chef selbst damit anfängt – ein Sklavendienst!

Kein Wunder, dass Petrus sich querstellt. Im Leben nicht – wenn, dann wasche ich dir die Füße. Und wenn schon: dann gleich den ganzen Körper; oder wenigstens die Hände und den Kopf natürlich. Damit kennt Petrus sich schließlich aus – gelegentlich hat Jesus ihm schon den Kopf gewaschen…

Nein nein, sagt Jesus – nur die Füße, wegen Straßendreck, muss ich euch waschen. Und überhaupt: Ihr sollt vor allem etwas lernen, auch heute noch, an unserem letzten gemeinsamen Abend: Ja, ihr sollt das Brot und den Wein miteinander teilen, weil ihr euch damit mich selbst einverleibt, immer wieder. Und ja, das ist ebenso wichtig: Ihr habt füreinander da zu sein und für andere Menschen. Gern auch in der Rolle der Dienerin und des Dieners. Ganz unten.

Dass Christenmenschen Jesus essen und trinken und ihn in sich hereinlassen, wenn sie Brot und Wein segnen und teilen: das kann man ihnen glauben oder es bezweifeln; ich glaube es. Aber ob sie für andere Menschen da sind und sich für die Welt engagieren und besonders für die Ärmsten: das kann jede und jeder selbst sehen.

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