SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

12APR2022
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Meine Freundin Mara steht vor meinem Wohnzimmerregal. Sie sieht meine vielen religiösen Büchern und fragt mich: „Weißt Du, wann es bei dir Klick gemacht hat?“ Mara und ich kennen uns erst seit ein paar Monaten und dass ich an Gott glaube, ist für sie immer noch ungewohnt. Jetzt ist sie neugierig und will wissen, wie ich auf eigentlich auf Gott gekommen bin.

Ich komme ins Grübeln. Ich weiß nämlich gar nicht, wann genau ich angefangen habe, an Gott zu glauben. Aber ich erinnere mich, wie ich ihn kennengelernt habe: Als ich vier oder fünf Jahre alt war und meine Eltern abends vorm Schlafen Gehen mit mir gebetet haben. Und durch meine Kinderbibel. Gott – das war mein vertrauter Freund, aber auch der geheimnisvolle Held der vielen Abenteuer aus der Bibel, die ich damals so spannend fand.

Doch als ich älter wurde – so ungefähr mit 14 Jahren – wurde meine Freundschaft mit Gott mächtig auf die Probe gestellt. Familie, Freunde, Gesundheit – überall hatte ich zu kämpfen und einfach alles lief schief. Und Gott? Es stand für mich immer noch außer Frage, dass es ihn gibt. Aber er hatte jetzt nichts mehr mit mir zu tun. Gott war weg, oder woanders, jedenfalls nicht mehr bei mir und ganz offensichtlich war ich ihm egal. Das dachte ich zumindest. Es dauerte eine ganze Weile und brauchte viele Anläufe, bis es wieder anders wurde.

Mit der Kirche hatte ich zu dieser Zeit wenig zu tun, aber bei einem Familienausflug hat es mich damals in den Kölner Dom verschlagen. Ich habe eines dieser offenen Gebets- und Fürbittbücher entdeckt. Ganz viele Seiten waren schon vollgeschrieben. Während ich es neugierig durchgeblättert habe, hat es ganz plötzlich, still und leise „Klick“ gemacht.

Dieser „Klick“-Moment war völlig unspektakulär, jedenfalls äußerlich. Mir sind keine Engel erschienen und der Boden hat sich nicht aufgetan. Es war auch nicht so, dass ich nach vielem klugen Nachdenken endlich auf die perfekte Lösung gekommen bin.

Da war einfach nur dieser leise Moment. Als hätte jemand in meinem Kopf das Licht angeknipst und jetzt endlich könnte ich klarsehen. Als hätte ich – vielleicht nur für den Bruchteil einer Sekunde – durch alles Erlebte hindurch den „Durchblick“ auf so viel mehr…

Klick. Ich stand da im Kölner Dom und wusste: Ich muss auch in dieses Buch schreiben. Mein Danke für Gott. Weil ich in diesem Moment sehen konnte: er ist nie weg gewesen, Gott war die ganze Zeit da.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35200
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