SWR4 Abendgedanken

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11APR2022
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Eine Stadt in heller Aufregung: Menschenmengen stehen am Straßenrand und jubeln. Palmzweige und Kleidungsstücke werden in der Luft geschwenkt und landen auf dem Boden. Und überall hört man laute Freudenrufe. Der Grund für die ganze Aufregung? Ein junger Mann, der auf einem Esel gemächlich in die Stadt hineinreitet. Das ist alles.

Die Bibel beschreibt so den Einzug von Jesus in Jerusalem. Gestern, am Palmsonntag, haben Christen auf der ganzen Welt, dieses Ereignis gefeiert. Und natürlich steckt mehr hinter dieser Szene von gestern. Der Esel, auf dem Jesus geritten kommt, ist kein harmloses Transportmittel, sondern für die Menschen damals ein Zeichen voller Hoffnung! Denn damals wusste jeder: Wenn einer so auf einem Esel dahergeritten kommt, dann ist das DER Retter. Seit Urzeiten war er so angekündigt worden – und jetzt endlich war er da! Kein Wunder, dass die Aufregung entsprechend groß gewesen ist.

Was damals war, ist heute auch für mich wichtig. Denn die Bibel erzählt mir nicht nur, was vor zweitausend Jahren passiert ist, sondern auch, was heute in meinem Leben passieren kann. Dabei orientiere ich mich vor allem an den Bildern, die in der Bibel eine Rolle spielen. Viele von ihnen sind so vielschichtig. So steht die Stadt Jerusalem nicht nur für das historische Jerusalem, sondern kann auch ein Bild für mein Herz oder meine Seele sein.

Wenn ich die Geschichte vom Palmsonntag so lese, dann ist das, was damals in Jerusalem passiert ist, nicht einfach nur einmal gewesen und jetzt vorbei. Sondern es findet tiefer betrachtet auch heute statt. Dann zieht Jesus heute noch in mein Herz ein.

In meiner Herzensstadt wohnen meine Hoffnungen und Träume, aber auch alles, was mich umtreibt und mir Sorgen macht. Wo ich verletzt wurde oder andere verletzt habe. So wie Jerusalem, so wartet deshalb auch mein Herz auf Rettung. Und die Rettung naht. Der Palmsonntag erinnert mich daran:  Jesus ist schon einmal gekommen und er kann immer wieder kommen. Ich muss ihm dafür nur mein Herz öffnen und bereit sein, ihn aufzunehmen. Zum Beispiel wenn ich zu ihm bete. Dann spreche ich Jesus an und erzähle ihm, was mich bewegt. So lade ich ihn quasi ganz persönlich zu mir ein.

Auch ich habe also einen Grund zum Feiern, und zwar nicht nur gestern am Palmsonntag, sondern immer. Denn mein Gott kommt zu mir. Und mit ihm zieht die Hoffnung in die Stadt meines Herzens ein. Hoffnung, dass Ostern wird, Hoffnung, dass so viele Wunden wieder heilen, Hoffnung, dass es wieder Frieden gibt.

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