SWR2 Wort zum Tag

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04APR2022
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„Wenn das mein Vater und meine Mutter noch einmal erleben müssten“, sagt eine über 85jährige alte Frau zu mir. Und dann erzählt sie mir, wie sie als kleines Kind den zweiten Weltkrieg, Flucht und Vertreibung erlebt hat, und dass nun auf einmal all das wieder da ist: Wie sie mit Pferd und Wagen über die zugefrorene Weichsel sind, während andere einbrechen und immer wieder Tiefflieger kommen.

Auch wer diese Zeit nicht selbst erlebt hat: die Geschehnisse in der Ukraine machen betroffen. Erschüttert sehen wir die Bilder von Krieg, Zerstörung und Gewalt. Menschen in Kellern, auf der Flucht. Die Frau, die weinend vor den Trümmern ihres zerbombten Hauses steht, ihr kleines Kind an der Hand.

Und das, weil ein Diktator einem Land, einem Staat und seinen Menschen das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung nicht nur abspricht, sondern mit Gewalt nehmen will. Brutal und herzlos.

Von einem Tag auf den anderen hat sich die Welt verändert. Wer hätte das vor kurzem je gedacht? Es ist Krieg. Mitten in Europa. Und wir sind davon betroffen. In jeder Hinsicht: Von dem ungeheuren Leid, das wir sehen und hören. Von der unsäglichen Ohnmacht, die wir dabei spüren. Vielleicht auch von der eigenen Leichtgläubigkeit und Blindheit, die uns nicht hat sehen lassen, dass so etwas möglich sein könnte. Und der wir uns, seien wir ehrlich, nur allzu gern hingegeben haben. Auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Ja, wir sind betroffen.

Doch allein unsere Betroffenheit zu äußern, das reicht nicht. Nicht im Blick auf die Gefahr, dass dieser Krieg zum Flächenbrand werden kann. Und auch nicht im Angesicht der Flüchtlinge, der vielen Mütter und Kinder, die ihre Heimat verlassen müssen und nicht wissen, wo sie unterkommen sollen und wie es überhaupt weitergehen soll mit ihnen und ihren Kindern.

 „Mich würde es nicht mehr geben, wenn wir damals nicht so viel Hilfe und Unterstützung bekommen hätten“, sagt die alte Frau. „Dafür bin ich Gott dankbar. Und auch den Menschen, die uns damals geholfen haben. Darum spende ich für die Flüchtlinge. Viel mehr kann ich in

Jesus hat einmal gesagt: Was ihr andern tut, das habt ihr mir getan. Ihr habt mich besucht, mir Nahrung und Kleidung gegeben, ihr habt mir Unterschlupf gewährt.“ Das erlebe ich gerade in überwältigender Weise im Land. Da sind so viele, die spenden, helfen, Unterkunft bieten, beistehen, trösten. So dass Menschen in ihrer Not auch sagen können: Gottseidank, dass wir das erleben dürfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35165
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