SWR3 Gedanken

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03APR2022
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„Ich lasse mein Kind später selbst entscheiden, ob es sich taufen lassen will oder nicht.“ So höre ich das oft bei jungen Eltern. Wie sich die Kinder dann später entscheiden hängt allerdings auch davon ab, was die Eltern ihnen vorleben.

Das habe ich besonders bei einer Familie erlebt. Die haben ihr Kind im Säuglingsalter nicht taufen, sondern segnen lassen. In der Familie spielen Kirche und Glauben aber trotzdem eine große Rolle. Sie kommen zu den Gottesdiensten, feiern die Festen mit. Sie sind bis heute aktiv und ihr Kind ist immer dabei. Als der Sohn dann im Grundschulalter war, haben Sie ihn gefragt, ob er getauft werden will und er sagte ja.

Für mich heißt das: Wir Eltern leben unseren Kindern vor, was wir gut finden und was nicht. Und daran orientieren sich die Kinder. Wollten wir ihnen wirklich die Freiheit geben, müssten wir beides vorleben: Wie es ist, den Glauben wichtig zu nehmen und wie es ist, auf den Glauben zu verzichten. Oder Menschen finden, die Ihnen das zeigen. Aber erst dann könnten die Kinder wirklich frei und informiert entscheiden. Freiheit bedeutet mehr als nur etwas sein zu lassen – denn wirklich frei entscheiden kann man ja erst, wenn man die Optionen wirklich kennt.  

Übrigens, werde ich heute noch eine Tauffeier mit vier Täuflingen haben. Ich finde ja, dass die Taufe niemanden einschränkt, sondern dass es ein Freiheitsfest ist: Ein Fest, dass dem Täufling zusagt: Du bist von Gott geliebt und deshalb frei von allem Zwang, den dir Menschen auferlegen wollen.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35157
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