Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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06APR2022
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Ein grandioses Schauspiel: Durch das runde Fenster genau im Osten leuchtet die aufgehende Sonne in einem dicken Strahl waagrecht durch den ganzen Dom - und ganz hinten spiegelt sie sich dann mitten auf dem Hauptportal. Das erleben wir im Speyerer Dom immer am Frühlingsanfang und am Herbstanfang, wenn es nicht zu bewölkt ist. Es gibt dazu einen eigenen meditativen Gottesdienst, kurz nach 6 Uhr. Der ist immer sehr gut besucht. Kein Wunder. In dunklen Zeiten ist die Sehnsucht nach Licht groß.

Der Dom ist auf das Licht ausgerichtet, auf die aufgehende Sonne im Ostern. Die Morgensonne leuchtet direkt hinein und lässt alles in neuem Licht erstrahlen. Das ist kein Zufall, sondern volle Absicht der Baumeister.

Wer durch das Hauptportal in den Dom kommt, der kommt aus dem Westen. Der Westen steht für Sonnenuntergang - Nacht - Dunkel - das Böse - das Unheil - für alles, was das Leben beeinträchtigt. Das gehört zum Leben dazu. Aber der Dom eröffnet eine andere Perspektive. Wer eintritt, schaut automatisch nach Osten. Dorthin, woher das Licht kommt. Der Dom orientiert uns auf die Quelle des Lichts und des Lebens - auf Gott hin. Er rückt Jesus Christus in den Blick. In seiner Auferstehung wird sichtbar, dass Gott stärker ist als alles Böse und als der Tod.

Dass der Dom mich auf die Quelle von Licht und Leben verweist, das provoziert in mir immer wieder Fragen: Wer und was schenkt mir im Alltag Licht und Leben? Welche Menschen, welche Erfahrungen machen mich froh und lassen mich aufleben? Bin ich innerlich ausgerichtet auf das, was mir gut tut und was mich innerlich aufbaut? Meine Erfahrung lehrt mich: Wer diesen Leitfragen nachgeht, dessen Leben wird intensiver und erfüllter.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35156
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