Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

08APR2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Der Prophet Jesaja hatte die große Gabe zu trösten. Er konnte das, weil er Gott vertraut hat. Er glaubte den Geschichten, die seit Jahrtausenden vom treuen Gott erzählen - auch wenn die Wirklichkeit scheinbar dagegen sprach. Das war seine Hoffnung und Zuversicht: Die Situation seines Volkes wird sich wieder verändern. Dass Gott seinen Landsleuten nah ist, hat Jesaja ihnen in wenigen kurzen Sätzen so zugesagt:

„Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Hab keine Angst, ich helfe dir, ich mache dich stark, ich halte dich.“

Diese tröstenden Sätze stehen im Alten Testament. Die Menschen damals haben wahrhaftig Trost gebraucht. Nach einem Krieg haben sie ihr Land verlassen müssen und als Gefangene im Exil gelebt. Sie waren verunsichert, verängstigt und orientierungslos. Haben selbst nicht weitergewusst. Waren wie gelähmt. Hin- und her gerissen zwischen verschiedenen Kulturen und Glaubensrichtungen. Viele von ihnen haben resigniert, hatten genug vom Leben. Jesaja aber war zuversichtlich und hat es geschafft, seine Landsleute aus der Resignation herauszureißen. Mit großem Einfühlungsvermögen hat er sich in sie hineinversetzt. Er hat ihnen zugehört. Er hat sich ihren Zweifeln und Fragen gestellt auch wenn er zunächst keine Antwort parat hatte. Auch er hat immer wieder neu nachdenken müssen. Aber er hat den Mut gehabt, schwierige Fragen zuzulassen. Ein Krisenberater im besten Sinn. Keine billigen Vertröstungen, die ihm sowieso niemand abgenommen hätte, keine falschen Hoffnungen.

Trost ist einer der Namen Gottes - Hoffnung auch. Trösten und hoffen können Menschen, auch wenn sie nicht glauben wie Jesaja. Aber angewiesen auf Trost und Hoffnung sind wir alle. Gott sei Dank gibt es auch heute Menschen, die uns sagen:

Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir. Hab keine Angst, ich helfe dir, ich mache dich stark, ich halte dich. Solche Tröster und Trösterinnen sind für mich in diesen Tagen die vielen Menschen, die den Geflüchteten aus der Ukraine helfen mit ihrer Not und ihrem Kummer umzugehen. Ihre Unterstützung hat für mich etwas Prophetisches, weil die Helfer mit jedem warmen Kaffee und mit jeder Umarmung auch die Hoffnung austeilen: Eure Situation wird sich wieder ändern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35141
weiterlesen...