Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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06APR2022
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Claudius ist neun Jahre alt und hat im Sachunterricht über den 2. Weltkrieg geforscht. Über Adolf Hitler hat er gesagt: „Der war echt größenwahnsinnig. Der wollte nur immer noch mehr Macht haben und immer noch mehr Land.“ Präsentiert hat er seine Ergebnisse ein paar Tage bevor Vladimir Putin den Krieg gegen die Ukraine begonnen hat. Es ist naheliegend, dass Claudius und seine Klassenkameraden bei Putin dann Parallelen zu Hitler entdeckt haben: „Der will zeigen, wieviel Macht er hat und der will die Ukraine besitzen.“

Die Kinder haben ganz undiplomatisch gesagt: „Der Putin spinnt. Es ist voll krass, dass dem egal ist, wenn viele Menschen sterben müssen. Und ihre Wohnungen verlieren. Wenn eine ganze Stadt kaputt geht und wenn viele flüchten. Und dass so viele Leute voll Angst haben. Und wir echt nichts dagegen machen können.“

Für Kinder ist es genauso schwierig wie für Erwachsene, wenn sie sich ohnmächtig fühlen. Wir haben deshalb in der Lerngruppe darüber gesprochen. Was sie sonst machen, wenn sie Situationen erleben, bei denen sie nicht viel tun können? Zum Beispiel wenn Eltern sich streiten, wenn jemand schwer krank ist oder auch wenn sie Ärger haben mit Freunden. So verschieden wie die Kinder selbst sind, so unterschiedlich verhalten sie sich, wenn sie sich ohnmächtig fühlen: Lea erzählt alles ihrem Kaninchen. Nala lenkt sich ab und spielt etwas worüber sie vergisst, was gerade so schlimm ist. Roko muss sich unbedingt bewegen, wenn er etwas schwer aushalten kann. Alina vergräbt sich in ihrem Bett. Mara malt. Ronja kuschelt mit ihrer Mama. Es tut den Kindern gut, dass wir miteinander sprechen und sie merken, dass es allen gleich geht.

Solidarität hilft Kindern ebenso wie Erwachsenen. Wichtig ist, dass ich sagen darf: ich habe Angst, ich bin fassungslos und ich verstehe nicht, was da los ist. Zwei Dinge sind es, die für alle in der aktuellen Situation außerdem hilfreich sein können. Zum einen: die neuesten Kriegsnachrichten nur einmal am Tag hören. Mich schützen vor den grausamen Bildern. Zum anderen kann ich demonstrieren gegen die Ohnmacht und bin mit dabei wenn sich Menschenketten bilden für den Frieden. Mir hilft auch, daran zu glauben, dass Gott Frieden will und nicht Krieg. Und mir tut es gut, dass ich beten kann. Dass ich Gott meine Ohnmacht hinhalte und glaube, dass er das mit mir aushält und solidarisch ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35139
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