Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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29MRZ2022
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Ich vermute sie kennen das: Menschen die laut oder leise vor sich hinsprechen. Beim Laufen, beim Fahrrad- oder Zugfahren – ohne erkennbares Gegenüber. Ich gehöre auch immer mal wieder dazu. Dank Headset und Handy geht das nun mal wunderbar gleichzeitig: telefonieren und dabei unterwegs sein. Immer im Gespräch. Auch wenn es mich bei anderen manchmal nervt – finde ich das vor allem praktisch.

Immer im Gespräch, immer in Kontakt, ob zuhause oder unterwegs, das war ich früher eigentlich nur mit Gott. Gott sage ich alles was mich beschäftigt. Und er hält auch aus, wenn ich wütend bin oder Zweifel habe. Gerade in den letzten Wochen war das oft meine Rettung. Meine Gespräche mit Gott sind meistens innere, stille Dialoge. Man sieht nicht wie ich meine Lippen bewege, man hört nichts. Doch auch in Momenten in denen ich nicht direkt spreche fühle ich mich mit Gott verbunden. Wenn mir die Worte fehlen und die Verzweiflung mich zum Schweigen bringt – auch dann bin ich im Gespräch mit Gott. Denn Gott hält das aus, wenn ich verzweifelt bin und stumm.

Mir tut das gut und ich hoffe es geht vielen Menschen so. Seit mir klar geworden ist, wie wichtig diese Standleitung zu Gott für mich ist, sehe ich auch die an mir vorbeilaufenden sprechenden Menschen mit anderen Augen. Auch wenn sie nicht mit Gott sprechen, stelle ich mir vor: Gott begleitet sie und ist Ihnen nahe. Und ich stelle mir vor, wie die Sprechenden und die Schweigenden alle gemeinsam verbunden sind mit Gott. Und wir so eine Gemeinschaft bilden – auch wenn wir uns nicht kennen. Eine in Gott verbundene Gemeinschaft, die zusammengehört. Das lässt mich hoffnungsfroher in die Welt blicken und jedes Mal wenn ich „wirklich“ telefoniere und dabei herumlaufe, schicke ich auch einen kurzen Gruß zum lieben Gott und verabrede mich für später.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35110
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