SWR2 Wort zum Tag

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29MRZ2022
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Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn ich den Ofen öffne und da liegt es: ein selbstgebackenes Brot. Letzte Woche habe ich es endlich ausprobiert. Mehl, Hefe, Wasser, Salz – das Rezept ist einfach. Frisches Brot ist eine Klasse für sich. Und ich habe festgestellt, dass es alle Sinne anspricht, wenn ich ein Brot knete, rieche und schmecke. Der Duft durchzieht die ganze Wohnung. Mir reicht etwas Butter, um es Scheibe für Scheibe zu genießen.

Meine Lust, selbst zu backen, scheint auch gut in die Fastenzeit zu passen. Denn die beiden großen Kirchen rufen zum Klimafasten auf.

Die Aktion hat zum Ziel, dass ich bis Ostern darüber nachdenke, wie ich mich ernähre, einkaufe und Lebensmittel zubereite. Vielleicht gelingt es dabei, eigene Gewohnheiten zu ändern und dabei gesünder und klimafreundlicher zu leben.

Mir gefällt vor allem das Leitwort der Aktion, es heißt: „So viel Du brauchst.“  Dabei geht es darum, mal genau hinzuschauen: Wie viel kaufe ich ein? Wie viel bleibt übrig? Was brauche ich wirklich? Wenn ich im Supermarkt einkaufe, begegnet mir eine riesige Auswahl. Da fühle ich mich oft erschlagen. Auf Schritt und Tritt treffe ich auf Werbung für neue Produkte, die ich angeblich noch brauche.

In der Fastenzeit hilft es mir, mich daran zu erinnern, dass Christen im Vaterunser nicht um tausend verschiedene Dinge bitten. Erst einmal geht es nur um ein Stück Brot: „Unser täglich Brot gib uns heute.“ Das ist der erste Schritt und die Grundlage. Was ich sonst noch brauche, notiere ich mir vor dem Einkauf auf einem Zettel. Da achte ich von Beginn an auf die richtige Menge. Und ich kaufe möglichst regional und Lebensmittel, die wenig verarbeitet sind. Selbst zu kochen und zu backen, ist gesünder und oft sogar günstiger.

Ich hätte es früher kaum für möglich gehalten, wie viel drinsteckt in so einem Brot. Und in diesem Sinne ist es fast so etwas wie ein Lehrmeister für mich: Die Hefe braucht Zeit um zu gehen, da lerne ich Geduld zu haben. Sonst will ich immer schnell alles erledigen. Ein Teig aber muss ruhen. An anderer Stelle kann ich kreativ sein: Bei den Mehlsorten kann ich ausprobieren, kann Körner oder Gewürze beimischen. Jedes Brot wird so zum Einzelstück.

Die Hälfte der Fastenzeit ist vorüber, und ich habe diesmal etwas vorzuweisen. Ein selbstgemachtes Brot. Zu früheren Zeiten haben die Menschen das Brot auch gesegnet. Der Bäcker hat den Brotlaib mit einem Kreuz markiert. Das könnte ich noch übernehmen. Vorerst bin ich einfach dankbar, wenn ich das Brot anschneide und dabei denke: Ich habe so viel wie ich brauche.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35107
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