SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

25MRZ2022
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„Da wachse ich ja noch rein!“ – das ist einer der Standardsätze unserer jüngsten, wenn ihr ein Pulli oder eine Hose gut gefällt – aber eigentlich noch viel zu groß ist. Noch schlackern die Hosen an ihr herum. Noch ist die Sache eine Nummer zu groß für sie. Aber sie entwickelt sich ja noch – und irgendwann passt’s vielleicht.

Nicht nur Klamotten können ein paar Nummern zu groß sein. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich ins Leben auch noch reinwachsen muss, auch, wenn ich schon erwachsen bin. Wir haben noch längst nicht alle Herausforderungen der Welt gemeistert. Wir sind noch nicht fertig. Dieses Bild hat auch Jesus benutzt. Er hat den Leuten immer wieder davon erzählt, wie Gott sich die Welt für uns gewünscht hat. Perfekt. Ohne, dass sich die Leute um irgendwas streiten. Ohne, dass irgendjemand krank wird. Ohne, dass jemand einen anderen Menschen verurteilt, weil der ungewohnt aussieht. Sich anders anzieht oder eine andere Religion hat. Eine Welt, in der sich alle Menschen um ihre Mitmenschen und um unseren Planeten kümmern.

Ich bin mir sicher, dass Jesus auch klar war, dass wir das noch nicht hinbekommen. Die Welt ist nicht, wie sie sein könnte: Menschen streiten sich. Und Menschen bekriegen sich. Sie kämpfen miteinander und gegeneinander.

Noch sind wir diesen Problemen nicht gewachsen. Sie zu lösen, ist ein, zwei Nummern zu groß für uns. Aber ich hoffe, dass wir da noch hineinwachsen. Uns weiter entwickeln, nicht aufgeben und den Frieden suchen. Jesus jedenfalls hat an diese friedliche Welt geglaubt. Bei ihm ist sie zum Greifen nah. Mitten unter uns.

Für mich heißt das: In die Welt, wie sie sich Gott für uns gewünscht hat, müssen wir noch reinwachsen. Sie ist aber auch schon da. Immer, wenn sich Menschen füreinander einsetzen, ist sie da. Wenn jemand mehr tut, als er oder sie müsste. Ist sie da. Oder, wenn jemand eine Waffe aus der Hand legt und die Hand zum Frieden reicht. Dann wird ein bisschen was spürbar von dieser neuen Welt. Und auch in meinem Alltag möchte ich versuchen, in meine Herausforderungen hineinzuwachsen: Wenn ich mit offenen Augen durch meinen Alltag gehe, dann begegnen mir so viele Leute, für die ich was tun kann. Der eine braucht jemanden, der ihm zuhört. Die andere braucht vielleicht jemanden, der für sie einsteht. Jede und jeder von uns, kann ein Stückchen von der Welt sichtbar machen, die Gott sich für uns wünscht.

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