SWR4 Abendgedanken

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23MRZ2022
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„Ach Beten! Das bringt doch nichts“ – das hat mir neulich jemand in einem Gespräch an den Kopf geworfen. Wir haben uns eigentlich gut unterhalten. Und sind dann auch draufgekommen, dass wir in der Gemeinde jeden Mittwochabend ein Friedensgebet anbieten. Darauf kam dann eben: „Ach Beten! Das bringt doch nichts“

Irgendwie kann ich es ja verstehen. Zurzeit gibt es überall Friedensgebete – aber hört Gott darauf? Ändert sich deshalb irgendetwas? Oder ist ein Gebet nicht mehr als eine Art Selbstgespräch. Vielleicht wirkt es so auf Menschen, die damit nichts anfangen können. Und es ist ja auch tatsächlich nicht zu erwarten, dass beim Gebet sofort etwas passiert. Gott ist kein Wunschautomat. Oben Gebet rein und unten kommt dann das richtige raus. Das klingt vielleicht verlockend: Man muss nur beten und schon bekommt man, was man sich gewünscht hat. So funktioniert Beten nicht.

Aber, dass es gar nichts bringt, halte ich auch nicht für richtig. Es bringt mir was, weil ich dann für mich weiß: Ich bin nicht allein. Nie. Gebete sind für mich keine Selbstgespräche. Ja, ich spreche – und Gott hört zu.

Es gibt in der Bibel viele Gebete, in denen Menschen Gott ihren Alltag erzählen. Was sie freut und was ihnen Angst macht. Was sie beschäftigt und was sie entdeckt haben. Und selbst Jesus hat gebetet. Kurz bevor er verhaftet worden ist. Jesus wusste, dass er sterben würde. Er hatte Angst und hat sich allein in einen Garten zurückgezogen und hat gebetet. Er war sich sicher: Gott ist da und hört zu. Das hat ihm Kraft gegeben trotz seiner Angst.

Beten verändert mich selbst. Es hilft mir mich zu sammeln. Worte zu finden für das, was mich beschäftigt. Ich kann ihm alles erzählen. Was ich heute so gemacht habe. Wen ich heute alles getroffen habe. Manchmal ist es vielleicht sogar nur eine innere Haltung. Ich lege meine Gedanken, einfach alles, was mich beschäftigt bei Gott ab. Atme durch und kann mich dann wieder darauf konzentrieren, was es als nächstes zu tun gibt.

Mir hilft das im Alltag besser zurecht zu kommen. Ich muss meine Gedanken nicht immer die ganze Zeit mit mir herumschleppen. Ich teile sie mit Gott. Denn ich bin mir sicher: Alles, was ich Gott erzähle, ist bei ihm auch gut aufgehoben.

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