SWR2 Wort zum Tag

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18MRZ2022
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Auf Totenanzeigen ist oft zu lesen: In unserem Herzen bleibst du unvergessen! Darin zeigt sich der tiefe Wunsch, dass die Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten nicht abreißt. Auch wenn jemand gestorben ist, kann er mir nahe sein, wenn ich an ihn denke.

Mir geht das so mit meiner verstorbenen Mutter. Wenn ich ihr Bild sehe, einen alten Brief lese oder ein Erinnerungsstück in meinen Händen halte, da höre ich innerlich wieder ihre Stimme und sie ist mir ganz nah. Ich spüre, wie sehr mein Leben mit ihrem verbunden ist, wie sehr sie mich geprägt hat und wieviel ich ihr verdanke. Und ich bin auch traurig, dass sie nicht mehr lebt.

In meiner Familie haben wir deshalb ein Ritual: Immer um ihren Todestag herum, treffe ich mich mit meinen Geschwistern und meinem alten Vater und wir gehen zu ihrem Grab. Mit jedem von uns hatte sie ihre ganz eigene Beziehung, und zugleich spüren wir, wie sie uns auch über ihren Tod hinaus miteinander verbindet. Wenn wir dann über sie reden, wird ihr Geist wieder lebendig. Was ihr wichtig war und was sie uns in ihrem Leben mitgegeben hat. Ihre Liebe und ihre Werte, worauf sie gehofft und vertraut hat. Meine Mutter war eine gläubige Frau. Und deswegen gehört es für uns zu diesen Treffen dazu, dass wir gemeinsam einen Gottesdienst besuchen, wo ihrer gedacht wird.

Das ist eine alte katholische Tradition. Eine Messe für jemanden lesen, sagt man dazu. Ehrlich gesagt, tue ich mich mit diesem Ausdruck schwer. Ich glaube nicht, dass meine Mutter unsere Gebete braucht, um im Jenseits besser da zu stehen.

Aber ich glaube, dass Jesus Christus die Lebenden und die Toten verbindet. Er hat für uns gelebt und ist in letzter Konsequenz sogar für uns am Kreuz gestorben. Doch er ist nicht im Tod geblieben. Gott hat ihn auferweckt. Jesus hat so durch die Hingabe seines Lebens den Tod überwunden. Es gibt ein Leben nach dem Tod für alle Menschen.

Jede Messe erinnert an dieses zentrale Geschehen und es wird daher auch immer für die Toten gebetet – im Vertrauen darauf, dass sie bei Gott ankommen

Wenn dann im Gedenkgottesdienst der Name meiner Mutter erwähnt wird, berührt mich das. In meinem und unseren Herzen ist sie unvergessen und lebt sie weiter– und ich glaube noch viel tiefer im Herzen Gottes.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=35048
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