Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Männer! Männer können so stur sein! Wie oft höre ich das, wenn ich in einem Trauerhaushalt bin. Männer diskutieren nicht, sie verlassen den Raum oder werden laut. Sie wollen, dass alles so weitergeht wie es immer ging. Auch dann, wenn sie eigentlich nicht mehr Auto fahren sollten, setzen sie sich ans Steuer… Gerade bei älteren Männern heißt es – bei aller Liebe -, sie seien eben stur gewesen. Mit dem Kopf durch die Wand, ohne Rücksicht auf Verluste, verhärtet, verkämpft seien sie gewesen. Nach ihren Vorstellungen, nur nach ihrem Willen haben es gehen müssen, sie hätten sich nicht auf Neues eingelassen.

Ich bin auch ein Mann. Und ich fürchte, dass das, was man heute bei mir als „Entschiedenheit“ bezeichnet, einmal zur Sturheit wird. Ich habe Sorge, dass das, was heute „Durchsetzungskraft“ heißt, morgen ein ausgewachsener Dickkopf ist. Und meine „klare Kante“ ist irgendwann einmal Unverbesserlichkeit.

Deshalb höre ich auch ganz genau hin, wenn bei einem Menschen genau das nicht gesagt wird: dass er ein Sturkopf gewesen sei. Es könnte ja sein, dass ich etwas lernen kann.

Eine Antwort habe ich tatsächlich schon gefunden. Sie klingt ganz einfach und heißt: „Dankbarkeit ist das Gegenteil von Sturheit.“ Ältere und alte Männer, die dankbar waren, wurden von ihrem Umfeld offenbar nicht als so stur empfunden, sondern als friedfertig und versöhnlich

In der Bibel findet sich ein ähnlicher Zusammenhang. Da heißt es einmal: „Der Frieden, den Christus schenkt, soll euer ganzes Denken und Tun bestimmen. (…) Seid dankbar!“ (Kolosser 3,15) Frieden und Dankbarkeit gehören zusammen. Dankbarkeit ist das Gegenteil von Sturheit, denn sie macht friedfertig und versöhnlich.

Nun halte ich mich tatsächlich für einen dankbaren Menschen.
„Seid dankbar“? Die Aufforderung, dankbar zu sein, brauche ich nicht. Aber es geht eben nicht nur darum, irgendwo tief in sich dankbar zu sein. „Zeigt eure Dankbarkeit!“ Das ist gemeint.

Also: Einfach mal sagen, was in einem ist, auch wenn es einem schwer über die Lippen geht: „Danke!“ Einfach mal sehen, dass es gut gemeint ist, was die Kinder einem da vorschlagen – und es auch sagen: „Danke! Es fällt mir schwer, wenn sich etwas ändert, aber danke, dass ihr mir dabei zur Seite steht. Ich will das nicht, aber ich bin dankbar, dass ihr euch Gedanken macht.“ – Das ist es, was den Unterschied macht, wie Männer in Erinnerung bleiben – friedfertig oder stur. Die Dankbarkeit macht den Unterschied.

Männer! Männer können so dankbar sein! Ich möchte einmal in Erinnerung bleiben als ein Mensch, der wenigstens ein wenig Frieden und Dankbarkeit verbreitet hat.

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