SWR3 Gedanken

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10MRZ2022
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„Ich will Bundeskanzlerin werden. Dann gebe ich den armen Ländern Geld.“ Ein Siebenjähriger hat das gesagt. Seine Eltern erzählen davon. Das ist eine der schönen Seiten meines Berufs als Pfarrer, dass mir Eltern von ihren Kindern erzählen. Oft bringen mich diese Geschichten zum Schmunzeln. Oft berühren sie mich aber auch. Zum Beispiel wenn eine Familie von ihrer Fünfjährigen berichtet: Die hat zum Kindergeburtstag extra ein anderes Kind eingeladen, weil das noch nie zu einem Kindergeburtstag eingeladen wurde.

Mir ist schon klar: So einfach geht Politik nicht. Und nur, weil ein Kind jetzt mal zum Kindergeburtstag eingeladen wurde, ist auch nicht alles gut. Und ich weiß: Kinder können auch ganz schön gemein sein. Aber viel häufiger höre ich andere Geschichten. Und die berühren mich. Sie erinnern mich daran, dass Kinder oft ein tiefsitzendes Gerechtigkeitsgefühl haben.

Und dann frage ich mich: Was passiert damit eigentlich, wenn wir Menschen älter werden? Irgendwie wird es dann oft von anderem überlagert. Statt um andere geht es dann zuerst um mich und dass es mir gut geht. Nach dem Motto: „Wenn jeder an sich selbst denkt, dann ist an alle gedacht.“ Aber das funktioniert halt nicht.

Deswegen motivieren mich die Erzählungen von Kindern auch, mich selbst zu hinterfragen. Ich werde wieder achtsamer, wo jemand anderes gerade auf der Strecke bleibt. Damit rette ich nicht die Welt. Aber einem Menschen um mich herum geht es besser.

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