Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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10MRZ2022
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Das japanische Mädchen Sadako ist zwölf und faltet Kraniche aus Papier. Jede Menge Kraniche. Denn, so sagt es eine alte japanische Legende, wer tausend Kraniche faltet, der bekommt von den Göttern einen Wunsch erfüllt. Und einen Wunsch hat Sadako. Sie möchte wieder gesund werden und mit ihren Klassenkameraden und Freundinnen um die Wette laufen. Das macht sie nämlich am liebsten. Doch seit sie im Krankenhaus ist, geht das nicht mehr. Sadako hat Leukämie. Blutkrebs.

Sadako hat in Hiroshima gelebt. Ihre Geschichte ist schon ein paar Jahrzehnte her. Sadako war zwei Jahre alt als 1945 die Atombombe über Japan abgeworfen wurde. Wie viele andere Kinder damals, ist sie an den Folgen der Atomstrahlung gestorben – das haben leider auch ihr Lebenswille und die Kraniche nicht verhindern können. Aber sie und die vielen Kraniche sind zu einem Friedens-Symbol geworden. Bis heute steht genau da, wo die Atombombe niederging, ein „Kinder-Friedens-Denkmal“. Viele Kinder haben damals Geld für das Denkmal gesammelt. Und sie haben einen Club gegründet, den „Club der Papierkraniche“. Sie kümmern sich um Sadakos Denkmal. Sie besuchen Atombombenopfer und andere kranke Menschen, die Hilfe brauchen. Und sie falten Kraniche, die sie nicht nur an das Denkmal hängen, sondern die sie auch kranken Menschen schenken, um ihnen Mut zu machen. Oder sie senden sie Politikern, um sie daran zu erinnern, dass sie nicht nachlassen, sich für den Frieden einzusetzen.

Aus dem Club der Kinder ist bis heute eine weltweite Aktion geworden. Kinder aus allen Erdteilen falten Kraniche und erinnern so an den Frieden. Einen Frieden, der überall zerbrechlich und gefährdet ist. Und der nicht einfach so entsteht. Denn damit es Frieden gibt, müssen alle mit anpacken.

Auch in einer Kirchengemeinde bei mir in Heidelberg wurden in den vergangenen Monaten Kraniche gefaltet. Alt und Jung haben mitgemacht und fast 1300 Papierkraniche sind zusammengekommen. Es war schon ein beeindruckendes Bild, als diese über den Köpfen der Leute in der Kirche aufgehängt wurden. Sehr anschaulich wurde der Wunsch nach Frieden sichtbar. Und – beeinflusst durch die Corona-Zeit – auch der Wunsch danach, gesund zu sein und unbeschwerte Momente zu erleben.

Auf dem Granitsockel des Kinder-Friedens-Denkmals in Japan sind Worte eingraviert. Dort steht: Dies ist unser Ruf. Dies ist unser Gebet. Frieden zu schaffen in dieser Welt.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34966
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