Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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19FEB2022
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Christen sind Kinder Gottes, so steht es oft in der Bibel. Wie wird man ein Kind Gottes? Vielleicht ein bisschen so wie Zucchini.

Zucchini ist der Spitzname von einem 9-jährigen Jungen in einem Trickfilm, den ich neulich gesehen habe. Zucchini hat keine Eltern mehr und kommt deshalb in ein Waisenhaus. Jedes Kind dort hat eine erschütternde Geschichte hinter sich. Bei Zucchini war es so: Seinen Vater hat er nie kennen gelernt. Er ist bei seiner alkoholabhängigen Mutter aufgewachsen, bis sie bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.

Dieser 9-Jährige fasst Vertrauen zu einem Polizeibeamten, der ihn immer wieder im Waisenhaus besucht. Und am Ende werden Zucchini und ein anderes Mädchen aus dem Waisenhaus von dem Polizisten adoptiert. Sie werden seine Kinder und bekommen ein neues Zuhause.

Ich glaube, so ähnlich ist das auch, wenn ein Mensch Gottes Kind wird. Er fast Vertrauen zu Gott. Er erfährt, dass Gott es gut mit ihm meint und fühlt sich bei Gott zuhause. Gott gibt ihm Halt. Als Kind Gottes bekommt man also vor allem Vertrauen.

Und das können nicht nur Kinder gut brauchen, sondern auch Erwachsene. Gerade in einer Zeit, in der sich Ängste und Verunsicherung breit machen. Die Corona, der zunehmende Hass, der Klimawandel – wir erleben an so vielen Stellen, wie unsicher und zerbrechlich vieles ist. Da ist es gut, wenn ich jemanden habe, dem ich vertrauen und auf den ich mich verlassen kann.

Als Erwachsener ein Kind Gottes zu sein, das heißt nicht unselbständig zu werden. Das meint auch nicht, seinen Verstand auszuschalten. Das Vertrauen zu Gott ist keine blindes, unmündiges Vertrauen. Auch ziemlich kluge Menschen können Kinder Gottes sein.

Einer von ihnen war der Schweizer Theologe Karl Barth. Er hat unheimlich viel über Gott und die Welt nachgedacht. Seine zum Teil ziemlich komplizierten Gedanken hat er in seiner so genannten kirchlichen Dogmatik aufgeschrieben auf über 9000 Seiten. 

Als Karl Barth einmal auf einer Reise in den USA unterwegs war, da wurde er von einem Studenten gefragt, was ihm von all diesen vielen und komplizierten Gedanken denn der wichtigste ist. Und Karl Barth hat mit den Worten eines alten amerikanischen Kinderliedes geantwortet: „Jesus loves me this I know, for the Bible tells me so“.  – Jesus liebt mich, das weiß ich, weil es die Bibel mir sagt.
Ich finde aus diesem Satz spricht viel von diesem kindlichen Vertrauen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34840
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