Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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18FEB2022
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„Es tut uns leid, aber Ihre Taufe ist ungültig“. Das steht in einem Brief, den viele katholische Christen in den USA neulich bekommen haben. Der Grund: Ein Priester hat beim Taufen jahrelang versehentlich die falschen Worte gesprochen. Statt wie vorgeschrieben „Ich taufe dich“, hat er „Wir taufen dich“ gesagt. Und damit sind alle seine Taufen in den letzten 17 Jahren ungültig.

Ungültig wegen einem Wort? Ist das nicht kleinlich? Ich finde zwar auch, dass man die vielen Taufen deshalb nicht für als ungültig erklären muss. Aber es ist interessant mal genau hinzuschauen, was denn der Unterschied ist zwischen dem „Ich taufe dich“ und dem „Wir taufen dich“.

Wenn es heißt „Wir taufen dich“ dann steht das „Wir“ für die Kirche: Wir, die Christen in dieser Kirchengemeinde, taufen ein Kind. Das können wir nicht alle gemeinsam, (sonst wird‘s eng um den Taufstein). Deshalb tut es einer im Auftrag von allen: ein Priester, ein Pfarrer oder eine Pfarrerin.

Wenn es heißt „Ich taufe dich“, dann kommt Gott ins Spiel. Natürlich tauft dann auch der Priester, der Pfarrer oder die Pfarrerin. Aber er oder sie tut das nicht an Stelle der anderen Christen. Eigentlich ist es Gott selbst, der tauft. Der Priester, der Pfarrer oder die Pfarrerin taufen nur in seinem Namen. Im Grunde sagt Gott selbst: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Die Taufe ist also so eine Art Adoption. Gott nimmt das Kind oder den Erwachsenen auf in seine Familie. Gott sagt: „Wie Jesus bist auch du jetzt mein Kind“. Der Getaufte gehört jetzt zu Gott. Er hat jetzt nicht nur irdische Eltern, sondern auch einen himmlischen Vater. Einen Vater, der es wirklich gut meint und zu dem man immer wieder zurückkommen kann. Der einen trägt und hilft, wenn man hinfällt.

Und man bekommt durch die Taufe Jesus zum Bruder: Als Vorbild, von dem man viel fürs Leben lernen kann, als großer Bruder, der einem beisteht in schwierigen Situationen. Als jemand, der einen versteht und dem man alles sagen kann. Und wenn man Fehler macht, dann hilft einem dieser Bruder, sie wieder in Ordnung zu bringen. Damit das, was man falsch macht, nicht das ganze Leben bestimmt. Jesus hilft einem immer wieder neu anzufangen.

Gott selbst tauft und nimmt einen Menschen auf in seine Familie. Das kommt beim „Ich taufe dich“ besser zum Ausdruck. Aber ich denke, es gilt auch für alle, zu denen der Priester in Arizona gesagt hat: „Wir taufen dich“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34839
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