Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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17FEB2022
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1,50 Meter Abstand halten! Diese Regel gilt jetzt schon seit fast zwei Jahren.
Aber auch in Nicht-Corona-Zeiten haben Menschen ein Problem damit, wenn andere ihnen zu nahe kommen. Wie nahe mir jemand kommen darf, hängt davon ab, wie gut ich den Anderen kenne, haben Forscher herausgefunden. Fremde müssen mindestens 1,20 Meter Abstand halten. Bekannte lasse ich bis auf 60 Zentimeter an mich heran. Noch näher ran dürfen nur ganz enge Freunde, Familienmitglieder und der Partner oder die Partnerin. Falls Menschen diese Abstände nicht einhalten, empfindet man das als unangenehm oder sogar bedrohlich. Und wenn die Leute weiter als 3,60 Meter entfernt sind, sind sie einem ziemlich egal.

Ich glaube, unterschiedliche Abstände halten Menschen nicht nur untereinander ein, sondern auch Gott gegenüber. Der eine schaut, dass er mit Gott und allem, was damit zu tun hat, möglichst gar nicht in Kontakt kommt. Die anderen kommen ein bisschen näher, und gehen beispielsweise an Weihnachten in die Kirche oder schicken das ein oder anderer Stoßgebet zum Himmel. Und dann gibt es noch welche, die Gott jeden Tag erzählen, was sie auf dem Herzen haben und regelmäßig in der Bibel lesen.

Ich denke mit dem Abstand zu Gott ist es genauso ist wie mit dem Abstand zwischen Menschen: Je besser ich Gott kenne, umso näher lasse ich ihn an mich heran. Wenn ich ihn nicht gut kenne, dann empfinde ich zu viel Nähe als unangenehm oder vielleicht sogar als bedrohlich.

Das Problem mit Gott ist nur: Wenn ich ihn richtig kennen lernen will, dann muss ich auch ziemlich nah an ihn ran. So ist es den Menschen auch mit Jesus gegangen: Die, die Jesus nur aus der Ferne beobachtet haben, konnten mit ihm nur wenig anfangen. Und auch die, die mit Jesus diskutiert haben, haben ihn nicht richtig kennen gelernt. Sie haben auch einen Sicherheitsabstand zu Jesus eingehalten.

Richtig kennen gelernt haben ihn die Frauen und Männer, die ihren Sicherheitsabstand aufgeben haben: Ein Fischer beispielsweise, der sich Jesus angeschlossen hat. Eine kranke Frau, die das Gewand von Jesus berührt hat. Oder ein korrupter Zollunternehmer, der mit Jesus zu Abend gegessen hat. Für alle hat sich dadurch etwas verändert. Der Fischer hat bei Jesus eine neue, erfüllende Aufgabe gefunden, die Frau ist gesund geworden und der Zollunternehmer ehrlich. Alle sind das Risiko eingegangen und nah an Jesus herangerückt. Und keiner von ihnen hat es bereut.

Wer Gott nahe kommt, der riskiert was, aber ich denke: Es lohnt sich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34838
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