SWR2 Lied zum Sonntag

SWR2 Lied zum Sonntag

13FEB2022
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Lied 1. Teil „Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt“.

Es sind Klänge wie aus einer anderen Welt, die Felix Mendelssohn-Bartholdy im sogenannten Engelsterzett für sein Elias-Oratorium vertont hat. Engelsmusik für einen, der völlig am Boden ist.

Als Prophet hat Elia für den Glauben an den wahren Gott gekämpft, den Gott Israels, der am Berg Karmel eindrucksvoll seine Macht demonstriert hat. Doch er hat damit die Königin gegen sich aufgebracht, und so muss er fliehen. In der Wüste bricht Elia schließlich zusammen. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Er ist mit seinem Auftrag gescheitert, das Volk Israel wieder zu seinem Gott zurückzubringen. Im Oratorium von Mendelssohn bringt Elias in einer ergreifenden Arie seine ganze Verzweiflung vor Gott: „Es ist genug, so nimm denn meine Seele. Ich bin nicht besser als meine Väter.“ Dann legt er sich unter einen Ginsterbusch, um zu sterben. In diesem Moment – so wird es in der Bibel erzählt - kommt ein Engel und bringt ihm Brot und Wasser.

Wie kann man jemanden trösten, der verzweifelt ist. Der jegliche Perspektive verloren hat? Mendelssohn legt an dieser Stelle den drei engelsgleichen Stimmen die Worte aus Psalm 121 in den Mund:

„Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt.

Deine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet schläft nicht.“

Elia soll den Blick nach oben richten. Auf das, was höher und größer ist als er selbst. Nicht mehr seine Kraft zählt jetzt, sondern allein das Vertrauen auf Gott kann ihm jetzt noch Halt und Zuversicht geben. Mendelssohn hat in Töne gefasst, wie diese Zusage trösten und innerlich aufrichten kann..

Lied 2. Teil:

Deine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,

und der dich behütet schläft nicht.

Es sind nur wenige Takte Musik - und doch vermögen sie, neue Hoffnung zu schenken. Wie eine Hand, die sich zart auf die Schulter legt. Diese Engelsmusik berührt mich. Sie hat verwandelnde Kraft. Weil sie einerseits zart und einfühlsam ist und mich zugleich innerlich weit macht. Die Worte des Psalms werden so zu Botschaften, die mich durchdringen. Körperlich und seelisch. Die Musik wird gewissermaßen selbst zum Engel, weil sie mich tröstet und aufrichtet. Und ich bin dankbar, dass ich hörend und (hoffentlich bald auch wieder) singend in diese Kraftquelle eintauchen kann.

Es gibt eine Welt um mich herum, die mich trägt. Es gibt einen Gott, der mir nahe ist. Wenn ich der Musik von Mendelssohn lausche, kann ich mich dieser Erfahrung öffnen..

Lied 3.Teil. „Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt“.

 

Musik: SWR-Archiv. M0517124(AMS) 30 Jahre FBO: Elias Oratorium op. 70 – Konzertmitschitt vom 02.04.2018

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34822
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