Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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07FEB2022
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Eine Woche ist es jetzt her. Eine Polizistin und ein Polizist werden nachts bei einer routinemäßigen Fahrzeugkontrolle erschossen. Die Brutalität der Tat ist für mich unfassbar – es ist auch so unwirklich.

Der Tod dieser beiden jungen Menschen erschüttert mich.

Darüber hinaus fühle ich mich aber tatsächlich auch persönlich betroffen. Auch wenn ich die beiden selbst nicht kannte. Denn ich habe meine 21-jährige Nichte vor Augen, die vor sieben Monaten ihren Polizeidienst begonnen hat. Auch sie ist schockiert, wie brutal das war.

Ich bin aber auch deshalb so betroffen, weil diese Tat etwas mit mir zu tun hat. Denn diesen Dienst, den die beiden dort nachts verrichtet haben, haben sie auch für mich gemacht. Wieso? Weil der Dienst von jeder Polizistin und jedem Polizisten ganz konkret etwas mit mir zu tun hat:

Polizistinnen und Polizisten schützen die Rechte, die ich habe. Sie kümmern sich darum, dass bestehende Gesetze eingehalten werden. Und sie halten Gefahren von mir fern und sorgen damit dafür, dass ich mich sicher fühle.

Dass Frauen und Männer diesen Dienst für mich leisten, verlangt meinen Respekt und meine Dankbarkeit.

Aber in den Nachrichten ist nicht von Respekt und Dankbarkeit die Rede, sondern ich erfahre dort gefühlt täglich von wilden Beschimpfungen auf Polizistinnen und Polizisten. Diese treffen auch Feuerwehrleute, Rettungsdienstler sowie Politikerinnen und Politiker. Klingt harmlos? Ist es aber nicht! Worte sind nicht belanglos. Die verbale Respektlosigkeit gegenüber Personen, die sich für unsere Gesellschaft einsetzen, ist letztlich nur die Vorstufe von tätlichen Angriffen.

Ich bin davon überzeugt – und zwar auch auf dem Hintergrund meines christlichen Menschenbildes – : unser Zusammenleben funktioniert nur mit gegenseitigem Respekt und mit Dankbarkeit. Mir hilft dabei, eben nicht eine anonyme Gruppe zu sehen wie „die Polizei“ oder „die Politiker“, sondern die einzelne Person. Und wohl fast jede und jeder kennt einen Menschen, der sich in den unterschiedlichen Diensten für unsere Gesellschaft einsetzt. Bei mir ist es konkret meine Nichte, die – genau wie die etwa 9.000 Polizistinnen und Polizisten in Rheinland-Pfalz – tagtäglich ihren Dienst für mich verrichtet. Dafür begegne ich jeder und jedem einzelnen von ihnen respektvoll und vor allem dankbar.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34811
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