SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

10FEB2022
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Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Das hat Mascha Kaléko gedichtet. Mir sind diese Zeilen eingefallen angesichts einer Zahl, die ich vor ein paar Tagen im schnellen Vorbeiwischen auf dem Handy gelesen habe: 5.560.718. So viele Menschen sind bisher an oder mit Covid19 weltweit gestorben. Und wenn Sie diese Andacht hören, werden es schon wieder viel mehr sein.

Mir stockt da der Atem. 5.560.718 nicht zuende gelebte Leben. 5.560.718 mal Trauer. 5.560.718 mal die Frage, wie das Leben nun weitergehen soll.

Bedenk: den eignen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muss man leben.

Sagt Mascha Kaléko. Ich weiß nicht, wie das geht: Mit dem Tod der anderen leben. Ich habe keine schlauen Tipps. Ich spüre nur den Drang, dieser Menschen zu gedenken. Damit sie nicht vergessen werden.

Einer, an den ich denken möchte, ist Christoph Georgi. Er war Pfarrer im Erzgebirge. Er war ehrlich, kritisch. Er hat gesagt, was er gedacht hat. War offen für Neues. Zurückhaltend. Er hat den Dingen nach-gedacht, scharfsinnig überlegt. Und dann mutig gehandelt. Christoph Georgi war Pfarrer auch in der Zeit der DDR. Das war nicht einfach. Er war mutig. Er traf sich bei einer Jugendfreizeit in Ungarn mit einer Kirchengruppe aus Westdeutschland. Das war verboten. Aber das hat Freundschaften gebracht, einen erweiterten Horizont, für beide Seiten. Er war ein Brückenbauer. Und er wusste, wie man aus Nichts etwas machen konnte. Fröhlich hat er von seinem Glauben erzählt. Mit blauen, wachen Augen.

Pfarrer Christoph Georgi war ein besonderer Mensch. Einer von 5.560.718 Menschen, die besonders waren. Lasst sie uns nicht vergessen!

 

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https://www.kirche-im-swr.de/?m=34802
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