SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

09FEB2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Ich habe jetzt gerade überhaupt keine Zeit, sagt Stefan. Lass uns einen Termin ausmachen. Dann haben wir ein Zeitfenster dafür. Ruf mich an! Und schon ist er weg. Eigentlich wollte ich ihn nur kurz fragen, ob er am nächsten Donnerstag nach der Sitzung noch Zeit hätte, um ein paar Organisationsfragen zu besprechen.

Ich stelle fest, es ist gar nicht so einfach mit den Terminen und dem Umgang mit der Zeit. Und wenn ich ehrlich bin, ist es bei mir nicht viel anders. Wenn ich in meinen Outlook-Kalender sehe, ist er voll von Terminen, Projekten, Seelsorgegesprächen und Besprechungen. Lauter Balken, die eng aneinander gereiht sind.

Ein Blick in die Bibel zeigt mir, dass offensichtlich auch Gott einen Kalender gehabt hat, als er sein Megaprojekt „die Erschaffung der Welt“ durchgeführt hat. Wenigstens haben es sich jene Menschen so vorgestellt, die es vor über zweieinhalbtausend Jahren so aufgeschrieben haben. Sieben Zeitfenster für 7 Tage. Alles genau getaktet.

Aber nicht nur im Blick auf die Arbeit. Am Ende eines jeden Tages hat Gott innegehalten: und sah, dass es gut war. Ein kleines, aber wichtiges Zeitfenster für eine Evaluation. Und ganz am Ende der Woche steht ein dickes Zeitfenster nur für Ruhe und Erholung in diesem Kalender: Und Gott ruhte am siebten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.

Ich stelle fest, da hat sich einer etwas dabei gedacht. Alles braucht seine Ordnung. Auch Arbeit. Und auch Erholung. Und dafür braucht es festgelegte Zeitfenster. Sonst ist und wird es im wahrsten Sinne des Wortes nicht gut. Für die Arbeit nicht und für einen selbst auch nicht.

Das ist das eine. Das andere ist, dass man klärt, welche Termine wann wichtig sind und welche nicht. Jemand hat einmal gesagt: ein Termin ist keine Frage der Zeit, sondern eine Frage der Entscheidung.

In diesem Sinne gestalte ich jetzt meinen Outlook-Kalender. Mit verschiedenfarbigen Arbeitsbalken. Und vor allem mit grünen Zeitfenstern für Pausen, Innehalten, einen freien Abend, privaten Terminen mit Familie und Freunden. Damit habe ich im Blick auf meine Work-Life-Balance doch eine gute Aussicht. Das ist auch die deutsche Übersetzung von outlook.

Und mit Stefan werde ich nicht nur einen Besprechungstermin vereinbaren, sondern ein weiteres Zeitfenster, an dem wir einfach mal ein gutes Glas Wein zusammentrinken.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34798
weiterlesen...