SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

03FEB2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Heute vor vier Jahren: Ich stehe in einer kleinen Kirche im tiefsten Hochschwarzwald. Nach dem Theologiestudium mache ich hier meine Ausbildung in einer Kirchengemeinde. Vieles ist noch neu für mich. Zum Beispiel, dass der Pfarrer mir jetzt gerade eine komische goldene Halterung überreicht. In der stecken zwei lange weiße Kerzen schräg über Kreuz. Dabei sagt er beiläufig: „Heute ist ja Blasiustag. Wäre gut, wenn du mithelfen könntest, den Blasiussegen zu spenden.“

Ich gucke verdattert auf die überkreuzten Kerzen in meiner Hand und frage: „Den was spenden?“ Da kann sich mein Chef ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Und er erklärt mir, um was es bei dieser Sache mit dem Blasiussegen geht: Blasius war im dritten Jahrhundert Bischof in der Stadt Sebaste in der heutigen Türkei. Er ist der Christenverfolgung im römischen Reich zum Opfer gefallen. Von ihm wird gesagt, dass er einem Jungen das Leben gerettet hat, der fast an einer Fischgräte erstickt wäre. Weil Blasius eingegriffen und ein Gebet gesprochen hat, hat der Junge überlebt. Der sogenannte Blasiussegen soll deshalb heute noch bei Halskrankheiten helfen.

Zurück in die kleine Schwarzwaldkirche vor vier Jahren. Da erklärt mir mein Pfarrer weiter: „Für diesen Segen hältst Du die beiden brennenden Kerzen so etwa auf der Höhe des Halses und betest dabei: Auf die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheiten und allem Bösen. Es segne dich Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.“

„Amen“, antworte ich automatisch und jetzt kann ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Ein Märtyrer aus dem 3. Jahrhundert soll mich vor einem kratzigen Hals retten? Ganz schön skurril, finde ich. Doch wenn es in den Bräuchen meines Glaubens besonders sonderlich wird, lohnt es sich, der Sache auf den Grund zu gehen.

Mir fällt ein Satz von Jesus ein, der gut zum Blasiussegen passt. Jesus sagt einmal: „Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt, macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein.“ 

Diese Worte machen mich auf eine andere Seite des Blasiussegens aufmerksam. Wie oft habe ich im Zorn schon Dinge gesagt, die mir danach leidgetan haben? Worte können verletzen, aber sie können auch versöhnen und heilen. So verstehe ich den Segen des Heiligen Blasius: Nicht nur als Schutz vor Halsschmerzen, sondern vor allen Dingen als Balsam gegen böse Worte. Ich freue mich, diesen alten Brauch kennen gelernt zu haben, der auch heute Abend in vielen Kirchen gepflegt wird. Denn nun kann ich den Heiligen Blasius bitten: „Hilf mir die richtigen Worte zu finden. Bewahre mich vor Streit und Hass. Segne mich und lass meine Worte segensreich für andere sein.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34776
weiterlesen...