Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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28JAN2022
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„Wie Religiosität ein wirtschaftliches Rätsel löst.“ So war ein Artikel in der Zeitung überschrieben. Er geht der These nach: Wenn sich ein Land wirtschaftlich entwickelt, dann werden sich Menschen, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht, besser fühlen. Denn in einem wohlhabenden Land geht es auch den ärmeren Menschen deutlich besser als in Entwicklungsländern.

Klingt logisch. Stimmt aber nicht. Das belegt der Autor des Artikels mit Ergebnissen einer internationalen Studie. Untersuchungen aus sieben Ländern weltweit haben herausgefunden: Der materielle Wohlstand eines Landes ist nicht ausschlaggebend für das Wohlbefinden von Armen. Die Wissenschaftler haben festgestellt: Je religiöser eine Gesellschaft ist, desto weniger belastet fühlen sich die ärmeren Menschen. „Mehr noch: In einigen Ländern mit der höchsten Religiosität fanden die Forscher sogar, dass die Zugehörigkeit zu einem niedrigen Stand sich überhaupt nicht negativ auf das Wohlbefinden auswirkt.“ Es hängt also von der Religiosität ab, ob ein geringerer sozialer Status für die Menschen „eine psychische Bürde“ ist oder ob er ihnen weniger ausmacht.

Also ist Religion doch Opium für das Volk? Vertröstung auf das Jenseits, das ablenkt von sozialen Ungerechtigkeiten im Hier und Heute? Religiosität als hochdosierte Beruhigungspille gerade für die Armen?

Aber materielle Armut ist von den Religionen nie heruntergespielt oder verharmlost worden, im Gegenteil. Gerade die Christen und die Kirchen, allen voran der Papst, tun sehr viel gegen Armut jeglicher Art. Vielleicht spiegelt das Ergebnis der Forschung gerade die Kraft der Religiosität wider. Dass religiöse Menschen ein tragfähigeres Fundament und eine tiefere innere Ausrichtung für ihr Leben haben - über das rein Materielle hinaus. Dann relativieren sich von daher materieller Reichtum und Wohlstand. Und dann hängt das Lebensglück nicht so sehr davon ab. Offensichtlich vermittelt Religiosität einen Sinn für das, was das Leben wirklich reich macht und erfüllt.

 

Ich beziehe mich auf den o.g. Artikel von Olaf Lismann in der Ausgabe der „Rheinpfalz“ vom 24.23.2021 auf der Seite „Wirtschaft“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34742
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