SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

31JAN2022
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Wenn es ein Lied gibt, das ich als die Musik meiner Jugendzeit bezeichnen kann, dann ist das „Wind of Change“ von den „Scorpions“. Man merkt, ich habe meine Jugendzeit in den 80er Jahren erlebt. Dieser Song bringt für mich auf den Nenner, wie ich meine Jugend im Rückblick sehe: Wir konnten als Jugendliche relativ unbeschwert und mit großen Idealen leben. Als die Erwachsenen über Aufrüstung und Abschreckungspolitik diskutiert haben, haben wir uns für Abrüstung und gegen Atomkraft stark gemacht. Und wir haben den Fall des „eisernen Vorhangs“ erlebt. Für mich war das ein Signal, dass der Friede in Europa stabil wird und dass wir diesen Frieden in die ganze Welt tragen können. Dass ich meine Jugend so voller Ideale erlebt habe, hat auch das Gefühl verstärkt, dass ich mich frei fühle. Als ob alle Türen und Möglichkeiten offen sind und ich ausprobieren kann, welche Wege ich gehen kann.

Ich finde auch, so sollte Jugend sein: lebendig und frei, voller Ideale und mit dem frischen Wind, der Veränderungen zum Besseren möglich macht. Die meisten Veränderungen habe ich damals als Verbesserung erlebt. – „Wind of Change“ eben.

Wenn ich heute darauf zurückschaue, bin ich dankbar, dass ich so eine Jugend erleben durfte. Die jungen Leute heute haben es in vielen Punkten nicht so einfach. Sie erleben, wie die politische Situation kriselt, sie sehen die Gefahren des Klimawandels auf sich und ihre Kinder zukommen. Und sie haben in den letzten zwei Jahren durch Corona auf vieles von dem verzichten müssen, was Jungsein so schön machen würde. Die meisten von ihnen haben das für die älteren und gefährdeten Menschen mitgetragen. Und ich persönlich habe nicht einmal einen jungen Menschen darüber murren gehört. Wenn ich heute junge Menschen auf der Straße oder in der Schule sehe, wirken viele von ihnen auf mich ruhig, ernst und in sich gekehrt.

Ich finde, dass ich ihnen als Erwachsener zeigen sollte, dass ich ihnen dankbar bin für das, was sie für uns alle unter dem Motto „Zusammenhalten“ mitgetragen haben. Und wenn ich es mit dem Dank ernst meine, will ich mich als Erwachsener auch für sie einsetzen. Dafür, dass sie das nachholen können, was Jungsein schön und kostbar macht: Dass sie erleben, wie unbeschwert und frei sich das Leben anfühlen kann, wenn man jung ist und einem viele Wege und Möglichkeiten im Leben offen stehen. Und ich will sie dabei unterstützen, wenn sie sich für eine bessere Zukunft einsetzen. Damit sie ihre Zukunft als eine Zeit sehen, in der sie ihre Ideale für eine bessere Welt umsetzen können.

(zum Gedenktag Giovanni Don Boscos)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34707
weiterlesen...