Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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21JAN2022
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Wie machen Sie’s gerade? Mit den Augen, mit den Schultern, mit dem Mund?
Das Händeschütteln ist jedenfalls im dritten Jahr der Pandemie fast ganz aus dem Alltag verschwunden. Stattdessen haben sich bei Begrüßungen verschiedene Ersatzrituale durchgesetzt: eine angedeutete Verbeugung, ein Ellenbogenrempler oder ein Fingerknöchelstoß.

Dabei hat so ein Händedruck schon immer viel mehr übermittelt als ansteckende Viren. Ob er lasch war oder fest, die Hand kühl oder feucht, die Haut rau oder glatt, das hat unter Umständen schon eine ganze Menge über die Fortsetzung einer Begegnung verraten. Auf jeden Fall hat es signalisiert, dass da jemand in friedlicher Absicht gekommen ist, keine Waffe in der Rechten trug, ja es sagt sogar: Für einen Moment hast du mich in der Hand! So gibt jeder Handschlag dem Gegenüber immer auch einen Vertrauensvorschuss.

In der Bibel wird einmal erzählt, dass Mütter mit ihren Kindern zu Jesus gekommen sind. Nicht mit der Absicht, dass die Kleinen ihm artig die Hand geben sollten, sondern umgekehrt: Sie wollten, dass er ihre Kinder segnet. Ihnen die Hand auf den Kopf legt und ein freundliches Wort zu ihnen sagt. Das ist nämlich Segen: Gutes hören und dabei Gutes spüren. Wort und Berührung ergänzen sich und tun gut. Die Menschen, die um Jesus herumstanden, hielten das für keine gute Idee und wollten Frauen und Kinder wieder wegschicken. Schließlich waren sie gerade in ein interessantes Gespräch vertieft. Aber Jesus war anderer Meinung. Er hat sich einen Weg durch die Menge gebahnt, ist in die Hocke gegangen, auf Augenhöhe mit dem Kind in der ersten Reihe, hat seine Arme ausgebreitet und es in den Arm genommen. Und dann hat er sie gesegnet, eins nach dem andern. Unübertroffen steht in der Bibel: „Er herzte sie, legte die Hände auf sie und segnete sie.“

Immer, wenn ich diese Geschichte lese, stelle ich mir vor, dass die Menschen, die zuerst so abweisend reagiert haben, anschließend gedacht haben: Das will ich auch! Dass mich mal wieder jemand in den Arm nimmt und liebevoll mit mir redet. 

Heute ist Weltumarmungstag. Kein Scherz! Ein amerikanischer Pfarrer ist vor 35 Jahren auf die verrückte Idee gekommen, den 21. Januar zum weltweiten Tag der Umarmung zu erklären. Mitten im kalten Winter, wenn die Tage zwar schon wieder länger werden, davon aber noch kaum etwas zu spüren ist, sollen wir es erleben: Liebevolle Berührungen sind ein Segen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34690
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