SWR1 3vor8

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02JAN2022
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„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ In einem der bekanntesten Gedichte des Schriftstellers Hermann Hesse steht dieser Satz. Ob er auch jetzt gilt, am Anfang dieses neuen Jahres? Wahrscheinlich beginne nicht nur ich dieses neue Jahr mit so vielen Fragezeichen. So schwierig wie diesmal ist es mir selten gefallen, für die Monate, die vor mir liegen, auch nur irgendetwas verlässlich zu planen. Viel zu groß sind die Unsicherheiten, die mich am Anfang dieses Jahres 2022 begleiten.

Hermann Hesses Gedicht trägt den Titel „Stufen“. Um Lebensabschnitte, um Stufen im Leben also geht es da. Jeder Einschnitt im Leben, jedes Mal, wenn ein Lebensabschnitt zu Ende geht und ein neuer beginnt, erzeugt das ja bei Vielen diffuse Gefühle. Auch bei mir. Ob es um den Umzug an einen anderen Ort geht. Um die Aufnahme einer neuen Tätigkeit. Oder auch die Trennung von einem liebgewonnenen Menschen. Verlust, Angst und Unsicherheit vermischen sich nicht selten dabei auch mit neuen Chancen oder Hoffnungen. Mit einer Aufbruchsstimmung, hinein in eine neue Phase des Lebens. Eine Veränderung im Leben ist darum immer beides, Abschied und neuer Anfang zugleich. Und bei allen offenen Fragen und Unsicherheiten kann in jedem Neubeginn tatsächlich auch ein Zauber liegen. Warum nicht auch jetzt, am Anfang eines neuen Jahres?

„Im Anfang war das Wort“, so heißt es heute Morgen in den Katholischen Gottesdiensten. Es sind die ersten Worte des Johannesevangeliums. Wie ein Vorwort hat sie der Verfasser seinem Evangelium damals vorangestellt. „Und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“. So geht es weiter. Im Anfang von allem, kann mir das sagen, da war nicht Nichts, sondern ein Wort. Das ist ein tröstlicher und irgendwie auch ermutigender Gedanke, finde ich. Dass auch im Urknall vor Milliarden Jahren schon, am Beginn von Raum und Zeit, Gott da war. Der deutsche Astrophysiker Heino Falcke hat in einem Buch dazu geschrieben: Die Suche nach Gott bleibt … hochaktuell und wichtig. Denn wie ich den Anfang denke, bestimmt auch, wie ich das Heute und Morgen sehe. Und wenn Gottes Wort der Welt am Anfang nicht bloß Regeln und Naturgesetze gegeben hat. Wenn Gott uns alle und auch mich vielmehr von Anfang an gewollt hat, dann darf ich hoffen, dass er auch jetzt da ist. Am Anfang dieses neuen Jahres, mich beschützt und mir hilft zu leben. Was auch immer das Jahr noch bringen wird.

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